Deutsches Amazon Fire TV ausprobiert

Die ersten Prime-Kunden von Amazon haben inzwischen die Streaming- und Spielebox Fire TV erhalten. Auch bei Saturn und MediaMarkt gibt es ein begrenztes Kontingent. Wir haben einen Blick auf die deutsche Version geworfen.

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Von
  • Volker Zota
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Mit dem Fire TV tritt der Online-Händler gegen Apple TV, Google Chromecast und alle anderen Streaming-Boxen an. Die deutsche Variante der kleinen flachen schwarzen Box ist bis auf den Netzstecker identisch zur bereits getesteten US-Version; wer letztere gekauft hatte, nun zurücksetzt und mit einem deutschen Amazon-Konto verknüpft, bekommt exakt die Oberfläche der nun ausgelieferten ersten Charge der Streaming-Box. Andere Vorbesteller werden das Fire TV erst in den kommenden Tagen oder Wochen bekommen, manche möglicherweise sogar erst Anfang 2015. Wer sich schnell auf den Weg macht, ergattert vielleicht noch eine der Boxen bei Saturn oder MediaMarkt, die sich ein Kontingent sichern konnte. Allerdings kostet die Box dort ebenso wie für alle zu spät gekommenen Vorbesteller 99 Euro.

Amazon Fire TV (5 Bilder)

Die Bedienoberfläche des Fire TV

Einige Dienste sind auf der Box vorinstalliert, darunter Amazons Videodienste (Prime) Instant Video; der eigene Musikdienst fehlt allerdings noch. Darüber hinaus lassen sich fürs Fire TV angepasste Android-Apps aus dem Amazon Appstore nachinstallieren, sowohl Internet-Dienste als auch Spiele. Zum Deutschlandstart hat Amazon rund 1000 Apps und Spiele für das Fire TV versprochen, momentan sind allerdings nur 520 bei Amazon gelistet, die sich mit der beiliegenden Fernbedienung und/oder dem Amazon Fire-Gamecontroller spielen lassen, den es für 40 Euro ebenfalls seit heute zu kaufen gibt.

Eine Besonderheit der Amazon-Box ist die Sprachsteuerung, von der sich Amazon eine gegenüber Apple TV und anderen einfachere Bedienung verspricht. Dazu drückt der Nutzer auf die Mikrofontaste der Fernbedienung und sagt die Suchbegriffe. Nach unseren durchwachsenen Erfahrungen mit der US-Fassung (siehe Video ganz unten) waren wir skeptisch und wurden positiv überrascht.

Die deutsche Sprachsuche funktioniert erstaunlich robust – zumindest bei deutlicher Aussprache. Zwar gab es vereinzelt Fehlererkennung, aber in der Regel klappte es gut, auch bei englischen und französischen Begriffen. All das funktioniert allerdings nur über die Cloud.

Gegenüber der US-Fassung fehlt der deutschen Fassung des Free TV momentan die Funktion "FreeTime", mit der sich für Kleinkinder eine eigene Spielecke einrichten, Nutzungszeiten und -dauer festlegen sowie für die Kinder geeignete Inhalte auf eine Whitelist setzen lassen konnte. Schon auf den Kindle-Tablets funktioniert FreeTime nur eingeschränkt.

Möglicherweise hat Amazon die Funktion daher vorerst deaktiviert. Das hat allerdings zur Folge, dass sich momentan nur die Kindersicherung aktivieren lässt, um Instant Video als auch In-App-Käufe mit einer PIN zu belegen. Die Käufe lassen sich in den Einstellungen des Amazon Appstore auch komplett unterbinden.

Netflix ist zwar auf der deutschen Verpackung des Fire TV abgebildet, tatsächlich sucht man die Video-Flatrate aber vergeblich. Netflix-Konkurrent Maxdome ist zwar angekündigt, aber noch nicht verfügbar. Wer sich nicht gedulden will, kann mit ein paar Extraklicks schon jetzt andere Apps auf dem für das Fire TV angepassten Android 4.2.2 am integrierten Shop vorbei installieren – auch Netflix.

Hierzu muss die Box zunächst über die Einstellungen unter System/Entwickleroptionen das ADB-Debugging und den Punkt "Apps unbekannter Herkunft" aktiviert werden. Als nächstes benötigt man das Android Application Package (APK) der gewünschten App, das bei diversen Android-Seiten (etwa APK4Fun) zu bekommen ist.

Mit dem kostenlosen Amazon Fire TV Utility lassen sich mit wenigen Klicks Android-APKs am Amazon Appstore vorbei auf der Streaming-Box installieren.

Die Installation der APKs erledigt man auch ohne Shell-Kenntnisse über das Netzwerk mit dem Amazon FireTV Utility für Windows. Der zur Übertragung eingesetzte Rechner muss sich nur im selben Netz wie das Fire TV befinden. Die IP-Adresse der Box hinterlegt man in den Setting des FireTV Utility. Danach wählt man das APK und drückt auf "Side Load". Nachdem das Kommandofenster die Operation mit der Zeile "Success" quittiert hat, kann man Netflix auf dem Fire TV nutzen.

Die so nachinstallierten Apps landen allerdings nicht in den Navigationsmenüs des Fire TV, sondern sind lediglich über das Einstellungsmenü "Anwendungen/Alle installierten Apps verwalten" zu erreichen. Ist die Anwendung wie beispielsweise die aktuelle Netflix-App nicht auf Tastatursteuerung vorbereitet, muss man eine Maus an dem rückseitigen USB-Anschluss des Fire TV anstöpseln. Auf demselben Weg lassen sich beliebige andere Android-Apps installieren.

Übrigens: Die Box ist zunächst nur auf Online-Medien ausgelegt. Wer Inhalte aus dem lokalen Netz anzeigen will, muss (kostenlose) Apps installieren, die man allerdings auch ohne Sideload auf das Fire TV bekommt. Unter anderem gibt es im Appstore dafür den AirPlay/DLNA Receiver, AirBuddy, AllCast for Fire TV und Plex.

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