Aus der Traum vom Ölbaron

Hohe Investitionen, wenig Ertrag: Japans Handelshaus Sumitomo hat eine Milliardensumme in Ölsände und andere Bodenschätze versenkt. Ein Plädoyer für einen energiepolitischen Strategiewechsel, könnte man meinen.

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Von
  • Martin Kölling

Hohe Investitionen, wenig Ertrag: Japans Handelshaus Sumitomo hat eine Milliardensumme in Ölsände und andere Bodenschätze versenkt. Ein Plädoyer für einen energiepolitischen Strategiewechsel, könnte man meinen.

Wie groß war weltweit die Erleichterung, als das Anzapfen schwer zugänglicher Öl- und Gasvorkommen in Sänden und Schieferschichten tief unter der Erde begann. Juchhei, jubelte der unökologische Schweinehund in uns, uns geht der schwarze Lebenssaft für unseren luxuriösen Lebensstil daheim und die frivole Fruchtbarkeit weltweit doch noch nicht so bald aus. Gürtel enger schnallen und der Weltuntergang waren abgesagt. Uff. Stattdessen machte sich in der Wirtschaft Hoffnung auf einen Ölrausch breit.

Milliardensummen bohrten und pumpten Investoren aus aller Welt in der Hoffnung in die Tiefe, dass alsbald die Gewinne aus dem Boden nur so heraussprudeln würden. Ganz dick mit dabei waren Japans riesige Handelshäuser, die weltweit zum Wohle der Nation Bodenschätze schürfen und fördern, was das Zeug hält – und die Chinesen übriglassen. Niemand wollte auf die Kassandrarufe von Experten hören, die vor zu großen Erwartungen warnten. Umso größer fällt, wenigstens in Japan, nun das Entsetzen über die Rechnung aus.

Schon im vergangenen Jahr mussten mehrere Unternehmen Investitionen in neue Quellen fossiler Energie abschreiben. Aber den Vogel schoss diese Woche Sumitomo mit einer drastischen Gewinnwarnung ab. Das Unternehmen subtrahierte gleich 170 Milliarden Yen (1,2 Milliarden Euro) für ein Ölsandfeld in Texas sowie einige andere Projekte, die unter dem Preisverfall von Rohstoffen leiden, von seinen Gewinnen.

Das Ergebnis: Der für das bis März laufende Bilanzjahr 2015 vorhergesagte Reinerlös von 250 Milliarden Yen (1,8 Milliarden Euro) verschwindet fast ganz. Sumitomo kündigte daraufhin an, seine versprochene Jahresdividende zu überprüfen. Und die Kreditanalysten von Standard & Poor's warnten, dass sogar die aktuelle Bonitätsbewertung in Gefahr sei.

Firmenchef Kuniharu Nakamura gab sich daher redlich zerknirscht, wenn auch frei von Schuld. Sicherlich sei die Vorhersage zu rosig gewesen, gab er auf einer Pressekonferenz zu. Im Nachhinein gesehen. Aber zum Zeitpunkt der Investitionen habe man nach dem besten Prozess entschieden. Stattdessen zog er die Schieferschichten dafür zur Verantwortung, so verdammt tief unter der Erde und so schwer beurteilbar zu sein. Das Gebiet sei groß, sagte er. Es möge andere Stellen geben, an denen Öl gefördert werden könne. "Aber wegen der Kosten können wir nicht überall bohren", so Nakamura.

Mit dem Scheitern Sumitomos bei einem Projekt ist natürlich nicht gesagt, dass nun plötzlich alle neuen Öl- und Gasquellen versiegen. Aber für mich zeigt der Fall der Japaner, dass wir uns besser schon jetzt so schnell wie möglich von fossilen Brennstoffen verabschieden und unser Leben auf eine nachhaltigere Bewirtschaftung der Welt umstellen sollten – anstatt noch den letzten Tropfen Öl aus der Erde zu wringen. Wenn schon nicht aus ökologischen, dann aus wirtschaftlichen Gründen: Denn die Kosten und unternehmerischen Risiken werden immer höher, unser bequemes Weiter-so-Leben mit fossilen Brennstoffen zu befeuern. (bsc)