Adobe Digital Editions stellt E-Book-Leser bloß
Egal, bei welchem Anbieter sie einkaufen – viele E-Book-Leser brauchen Adobe Digital Editions. Die Software gestattet sich aber einen tiefen Blick in die Bibliothek und meldet jede Menge Einzelheiten an Adobe – im Klartext.
Das E-Book-Programm Adobe Digital Editions schickt in Version 4 unverschlüsselt jede Menge Daten über das Leseverhalten seiner Nutzer an Adobe. heise online konnte das von The Digital Reader beschriebene Verhalten nachvollziehen. Die Software sendet Metadaten über die gelesenen und in der Bibliothek abgelegten E-Books an Adobe und verfolgt unter anderem, auf welcher Seite zuletzt gelesen wurde. Da diese Informationen im Klartext übermittelt werden, kann jeder, der auf den Datenstrom Zugriff hat, genaue Profile der Leser erstellen. In Zeiten des NSA-Skandals ist das bei weitem keine theoretische Gefahr mehr.
Dass einige dieser Daten erhoben und übermittelt werden, ist für bestimmte Komfortfunktionen durchaus nötig. So muss natürlich übermittelt werden, auf welcher Seite man aufgehört hat zu lesen, wenn ein synchronisiertes Buch auf einem anderen Gerät an der selben Stelle geöffnet werden soll. Das sollte aber nicht im Klartext geschehen. Und sicher ist dafür auch nicht diese Fülle an Metadaten notwendig.
Besonders problematisch ist dieses Verhalten auch, weil viele E-Book-Leser auf Adobe Digital Editions angewiesen sind. Wer nicht im Ökosystem von Amazon zuhause ist, kann zwar inzwischen auch auf anderen E-Readern direkt einkaufen und die E-Books freischalten. Sobald es aber darum geht, Inhalte aus nicht hauseigenen Quellen für den Reader zu autorisieren, geht es kaum ohne Adobe. Dass der Anbieter des Kopierschutzes Zugriff auf die gekauften Bücher hat, ist dabei nicht überraschend. Wie intensiv aber die gesamte Bibliothek ausgewertet wird – selbst wenn es nur um Titel geht, die lediglich an einen Reader übertragen werden sollen –, dürfte nur den wenigsten Nutzern bewusst sein.
Noch mehr Neugier?
The Digital Reader schreibt weiter, dass Adobe Digital Editions neben der konstanten Übertragung der Bibliothek auch noch die Festplatte durchsucht und Informationen über anderswo abgelegte E-Books sammelt. Etwa weil sie mit Calibre verwaltet werden. Dieses Verhalten konnte von heise online bislang nicht nachvollzogen werden. Würde es aber zutreffen, wäre es ein Einbruch in die Privatsphäre der Nutzer, der noch weit über die enthüllte Neugier und Mitteilsamkeit der Software hinausgeht. (mho)