Amazon verzehnfacht Verluste

Im dritten Quartal hat Amazon 20% mehr Umsatz erzielt. Der Nettoverlust hat sich dabei mehr als verzehnfacht, der Betriebsverlust mehr als verzwanzigfacht. Die Aktie sackt ab.

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Der Online-Händler Amazon hat im dritten Quartal 20,58 Milliarden US-Dollar (16,54 Milliarden Euro) umgesetzt. Das sind zwanzig Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Gleichzeitig hat sich der Nettoverlust von 41 Millionen auf 437 Millionen Dollar (351 Millionen Euro) mehr als verzehnfacht. Der Betriebsverlust ist gar von 25 Millionen auf 544 Millionen Dollar (437 MillionenEuro) explodiert. Das ist aber keine Überraschung.

Amazon produzuiert auch eigene Videoserien. Für Kinder wird unter anderem "Annedroids" gedreht.

(Bild: Amazon)

Bereits anlässlich der Ergebnisse des zweiten Quartals im Juli hatte Amazon solch schlechte Werte vorhergesagt. Damals wurden für das dritte Quartal 15 bis 26 Prozent Umsatzsteigerung und 410 bis 810 Millionen Dollar Betriebsverlust angekündigt. Die tatsächlich aufgelaufenen 544 Millionen liegen noch in der unteren Hälfte dieser Bandbreite.

Trotzdem brach der Kurs der Amazon-Aktie nach Bekanntgabe der Quartalszahlen Donnerstagabend um einen zweistelligen Prozentwert ein. Im nachbörslichen Handel notiert das Wertpapier nun unter dem 52-Wochen-Tiefstwert.

In Nordamerika kann Amazon seinen Betrieb profitabel führen, der Trend geht aber auch dort nach unten. 88 Millionen Dollar Betriebsgewinn sind 70 Prozent weniger, als vor einem Jahr gelungen war. Tatsächlich dürften diese Zahlen aber etwas schlechter aussehen, als sie sind. Verbucht Amazon doch bestimmte Kosten, die in Nordamerika entstehen, auch dort, obwohl sie zum Teil anderen Regionen zugute kommen. Das sind vor allem Ausgaben für Medieninhalte und Technik.

Auffallend ist der krasse Unterschied zwischen Nordamerika und dem Rest der Welt wenn man die "sonstigen" Umsätze betrachtet. Sie umfassen Amazon Web Services, Werbedienstleistungen sowie die Einnahmen aus dem Geschäft mit Kreditkarten, die auch die Aufschrift "Amazon" tragen (co-branded credit cards). Diese "sonstigen" Umsätze stiegen in Nordamerika um 40 Prozent auf 1,34 Milliarden Dollar. Anderswo fielen sie um 17 Prozent auf nur noch 42 Millionen Dollar.

Amazons "Financial Guidance" erinnert an Ottos Wettervorhersage: "Es wird wärmer oder kälter, das hängt vom Wetter ab."

(Bild: Andreas Reiner CC BY-SA 3.0 )

Der Kursrutsch dürfte insbesondere durch die schlechten Aussichten auf das vierte Quartal bedingt sein. Die früher als Weihnachtsgeschäft bekannte Konsumsaison zum Jahresausklang sollte eigentlich der finanzielle Höhepunkt des Finanzjahres sein. Doch diesmal verrät das Amazon-Management gar wenig Greifbares über das laufende Jahresviertel. Der Umsatz werde sieben bis 18 Prozent zulegen – schon das enttäuscht die Anleger.

Völlig offen ist, was unter dem Strich bleiben wird. Der Betriebsgewinn soll sich irgendwo zwischen 430 Millionen Dollar Plus und 570 Millionen Dollar Miese einfinden. Zum Vergleich: Im vierten Quartal 2013 brachte Amazons Betrieb 510 Millionen Dollar ein. (ds)