20 Jahre FDIV-Bug: Ein Prozessor-Rechenfehler macht Geschichte

Vor 20 Jahren schickte Prof. Dr. Thomas Nicely seine berühmt gewordene E-mail an Intel, "to whom it may concern" - und trat damit eine Lawine los, die Intel zu einigen Änderungen der Firmenpolitik und einem "lebenslangen" Austauschprogramm zwang.

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Von
  • Andreas Stiller

Eigentlich zu Ehren des Pentium ...

(Bild: Intel)

Am 30. Oktober vor 20 Jahren schickte Prof. Dr. Thomas Nicely seine berühmt gewordene E-Mail an Intel, "to whom it may concern". Und die "concernte" sehr, enthüllte sie doch den FDIV-Bug des Pentium-Prozessors.

Dank des cc: in der E-Mail an die Fachpresse wurde der Bug sogleich weltweit bekannt. Intel konnte ihn daher nicht mehr für unbedeutend unter der Decke halten.

Beim Dividieren in der FPU gab es zuweilen ungewöhnlich große Fehler. Intel wollte den Bug zunächst herunterspielen, musste dann aber einsehen, dass es sich damit lächerlich und unglaubwürdig macht. Und so entschuldigte sich Intel-Chef Andrew Grove öffentlich, gelobte Besserung und startete eine großangelegte Austauschaktion für die Betroffenen, die auf 475 Millionen US-Dollar veranschlagt wurde.

Seitdem erscheinen regelmäßig die Specification Updates, in denen bekannt gewordene Prozessorfehler kurz aufgelistet werden. Im Februar 1995 kam die erste Version, zunächst nur im Print, heraus, erst später ab Frühjahr 2001 dann auch online. Hier findet man den FDIV-Bug beim Pentium 60 als Fehler Nummer 20 unter "Slight Precision Loss for Floating-point Divides on Specific Operand Pairs" aufgelistet.

Ausschnitt auf dem Specification Update für den Pentium 60

(Bild: Intel)

Daneben gibt es die allerdings nur unter Verschwiegenheitserklärung (NDA) erhältlichen ausführlichen Fehlerreports, die eine Fülle von Workarounds enthalten, welche von den OEMs durchzuführen sind.

Grove versprach eine "lebenslange" kostenlose Umtauschmöglichkeit und ließ Millionen von funktionierenden Prozessoren in einer großen Halle in Singapur lagern. Davon wurde aber, soweit man weiß, nur ein kleiner Teil tatsächlich abgerufen (genaue Zahlen hat Intel nie veröffentlicht). Offenbar störte ein gelegentlicher relativer Rechenfehler von maximal 10-5 den Normalbürger doch nicht so sehr. Beflügelt wurden allerdings die Spaßvögel mit einer Flut von Witzen rund um den Bug.

Inzwischen ist das FDIV-Replacement-Programm zumindest online beendet, man findet die FAQ-Seite dazu aber noch auf tieferen Links.

Hintergründe und Analysen zum FDIV-Bug bringt c't online:

(as)