US-Gericht: Polizei darf Fingerabdruck zum Smartphone-Entsperren verlangen

Nach der Entscheidung eines Bezirksrichters sind Fingerabdrücke vom Auskunftsverweigerungsrecht nicht geschützt - im Unterschied zu Passwörtern. Verdächtige müssen deshalb ein Smartphone mit Fingerabdrucksensor für Ermittlungen freischalten.

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In den Vereinigten Staaten von Amerika entschied erstmals ein Gericht, wie rechtlich mit per Fingerabdruck geschützten Smartphones umzugehen ist. Richter Steven C. Frucci vom Bezirksgericht in Virginia Beach im Bundestaat Virginia entschied, dass dafür nicht das Auskunftsverweigerungsrecht des fünften Verfassungszusatzes greift. Dies gelte nur für Kenntnisse oder Wissen, nicht aber für physische Objekte wie Handschriftproben, DNA-Profile, materielle Schlüssel und eben auch Fingerabdrücke.

Per Gerichtsbeschluss ausgehebelt: Fingerabdrucksensor beim iPhone 5S

(Bild: dpa, Kay Nietfeld)

Im verhandelten Fall wird einem Beschuldigten vorgeworfen, seine Freundin während eines Streits gewürgt zu haben. Nach Angaben der Ermittler sei die Auseinandersetzung von einer Kamera im Schlafzimmer aufgezeichnet worden und es bestehe der Verdacht, dass das Video auf dem Smartphone gespeichert ist. In diesem speziellen Fall ist aber noch unklar, ob der Fingerabdruck tatsächlich Zugang zu den Daten ermöglicht. Denn das nicht näher bezeichnete Telefon soll auch die Option bieten, dass zum Entsperren eine Kombination aus Fingerabdruck und Passwort notwendig ist.

Der Rechtsanwalt der Electronic Frontier Foundation (EFF) Hanni Fakhoury erklärte gegenüber dem Online-Magazin Mashable, dass genau das eingetreten sei, was die EFF bereits bei der Ankündigung von Apples Fingerabdrucktechnik TouchID vorhergesagt habe. Neben aktuellen iPhones und iPads sind inzwischen auch Smartphones und Tablets von HTC, Huawei und Samsung mit einem Fingerabdrucksensor ausgestattet.

Zwar hat die Entscheidung des erstinstanzlichen Bezirksgerichts nicht die Bedeutung eines Urteils des Obersten Gerichtshofs, im angelsächsischen Rechtskreis spielen Präzedenzfälle jedoch eine wichtige Rolle für zukünftige Verfahren.Vor einigen Wochen kritisierten sowohl der FBI-Chef James Comey als auch US-Justizminister Eric Holder die Bemühungen von Apple und Google, die Verschlüsselung von Mobilgeräten in iOS 8 und Android 5.0 zu verbessern. Laut Holder würden die Konzerne damit die Strafverfolgung vereiteln. (chh)