NSA-Skandal: Auch GCHQ spionierte Klimagipfel aus

Nicht nur die NSA, auch der GCHQ betreibt offenbar intensive Spionage gegen die Teilnehmer an UN-Klimagipfeln. Um der eigenen Delegation Vorteile zu verschaffen, gehört immer ein Geheimdienstmitarbeiter zur Delegation.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 68 Kommentare lesen
NSA-Skandal: Auch GCHQ spionierte Klimagipfel aus
Lesezeit: 3 Min.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in Cancún

(Bild: UNclimatechange, CC BY 2.0 )

Zur britischen Delegation beim Klimagipfel 2010 im mexikanischen Cancún gehörte ein Mitarbeiter des Geheimdiensts GCHQ. Das geht aus neuen Dokumenten des NSA-Whistleblowers Edward Snowden hervor, die die dänische Tageszeitung Dagbladet Information veröffentlicht hat. Demnach haben die Briten unter anderem Erkenntnisse aus ihrem Zugriff auf Glasfaserkabel benutzt, um ihrer Delegation in den Verhandlungen Vorteile zu verschaffen. Anfang des Jahres hatte das Blatt bereits enthüllt, wie der US-Geheimdienst NSA die Kopenhagener Klimakonferenz im Jahr 2009 ausspioniert hat.

Die neuen Dokumente geben wenig neue Einzelheiten über die Spionage bei den Klimakonferenzen preis, bestätigen aber, dass der GCHQ mit ähnlichen Mitteln versuchte, den Konferenzverlauf zu beeinflussen, wie die NSA. Unter anderem seien Informationen – etwa Passwörter zu E-Mail-Konten – die beim G20-Gipfel 2009 in London abgegriffen wurden, für die Spionage gegen andere Regierungen benutzt worden. Dank dieses Zugriffs, unter anderem seien auch Blackberrys gehackt worden, habe der GCHQ dann 2010 ausspionieren können, was andere Delegationen nach Hause meldeten und welche Instruktionen sie daraufhin bekamen. Dass die Teilnehmer dieses Gipfels vom GCHQ ausgespäht wurden – etwa mit präparierten Internetcafés – war eine der ersten Enthüllungen im NSA-Skandal.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Der in die britische Delegation eingebettete GCHQ-Mitarbeiter, sei mutmaßlich damit beauftragt gewesen, die im Hauptquartier bei London gesammelten Informationen mit auszuwerten und schnell an die entsprechenden Personen weiterzugeben. Richard J. Aldrich, Sicherheitsexperte von der Universität von Warwick, erklärte der dänischen Zeitung, dass das Ziel dabei immer sei, dass ein "Kunde" Informationen über die Verhandlungspositionen seines Gegenübers bekommt, während beide zusammen sitzen und diskutieren.

Bereits in seinem ersten Bericht hatte Dagbladet Infromation erläutert, dass die dänische Regierung bei der Vorbereitung der Klimakonferenz 2009 nicht an das Risiko von (Cyber-)Spionage gedacht habe. Deswegen seien vertrauliche Informationen unverschlüsselt per Mail ausgetauscht worden, während ausgedruckte Berichte oft nach Besprechungen wieder eingesammelt wurden, um eine nicht genehmigte Verbreitung zu verhindern. Gegen die vereinten Kräfte der Geheimdienste aus den USA und Großbritannien, zusammen mit den Partnern der Five Eyes, hat das offenbar nicht einmal ansatzweise gereicht. Beim GCHQ wird der – in Klimafragen gescheiterte – Kopenhagen-Gipfel jedenfalls als Erfolg gewertet. Dort sei erstmals ein GCHQ-Mitarbeiter Teil der Delegation gewesen.

Die neue Enthüllung kommt passend zum jüngsten Bericht des Weltklimarats, der die Regierungen der Welt eindrücklich zu mehr Engagement im Kampf gegen den Klimawandel auffordert. Die dramatischen Warnungen lassen die Spionagebemühungen in einem besonderen Licht erscheinen. Vor allem die USA – als größter weltgrößter Produzent von CO2 – haben ganz eigene Interessen, die in Klimafragen nicht immer mit denen der restlichen Welt übereinstimmen dürften. Spione helfen ihnen, diese zu wahren und sind ein Vorteil gegenüber ärmeren Ländern, wie Umweltschützer gegenüber der dänischen Zeitung kritisieren. (mho)