Trennung erfolgt: Kometenlander Philae ist trotz Problems auf dem Weg

Obwohl ein wichtiger Teil des Antriebssystems nicht funktioniert, hat sich Philae auf den Weg zu dem Kometen gemacht. Am Mittwochmorgen trennte er sich von Rosetta und nähert sich nun mit Schrittgeschwindigkeit 67P/Tschurjumow-Gerassimenko.

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Trennung erfolgt: Kometenlander Philae ist trotz Problem auf dem Weg

(Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/RSSD/INTA/UPM/DASP/IDA)

Lesezeit: 5 Min.

Der ESA-Kometenlander Philae hat seinen langsamen Flug zu 67P/Tschurjumow-Gerassimenko begonnen. Die Trennung erfolgte gegen 9.35 Uhr MEZ und wurde knapp eine halbe Stunde später bestätigt. Nachdem bis zum Morgen mehrere Checks durchgeführt und Bestätigungen an die Raumsonde Rosetta gesendet wurden, hat damit der heikelste Teil des Manövers begonnen: Gerade einmal mit Schrittgeschwindigkeit treibt Philae derzeit zum Kometen. Die Gravitation des Himmelskörpers ist zu schwach, um ihn nach der Landung direkt festzuhalten, Philae wiegt auf dem Kometen gerade einmal 4 Gramm. Deswegen muss er sich mit kleinen Harpunen festhalten.

Technology Review hat erklärt, wie Philae den Kometen harpunieren und sich gewissermaßen daran festhalten soll.

(Bild: Wie man einen Kometen harpuniert )

In den letzten Stunden vor der Abtrennung war auf dem Lander ein Problem entdeckt worden. Wie die ESA inzwischen erklärte, kann das Antriebssystem nicht aktiviert werden, das ein Abprallen am Kometen verhindern soll. Damit sei man völlig auf die Harpunen an den Füßen angewiesen, die den Lander auf der Oberfläche festhalten sollen. Vor der Abtrennung von Rosetta musste noch ein letztes Manöver ausgeführt werden. Der Lander und die Sonde erledigen das automatisch, da die lange Signallaufzeit von knapp 28 Minuten und 20 Sekunden keine direkte Steuerung erlaubt. Bei der Weiterleitung der Signale half auch die NASA mit ihrem Deep Space Network und der Antenne in Canberra (Australien).

[Update 12.11.14 – 10:20 Uhr] "Zehn Jahre waren sie gemeinsam unterwegs und nun sind sie getrennt." erinnert Rosetta-Flugleiter Andrea Accomazzo an die lange Geschichte der Mission. Für ihn und seine Kollegen war die Trennung die erste wichtige Etappe am bislang wichtigsten Tag der gesamten Rosetta-Mission. Nun sei es an den Gesetzen von Isaac Newton, Philae auf seiner Flugbahn zu geleiten. Nachdem die Trennung bestätigt war, gab es Jubel und Glückwünsche im Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt, im DLR-Kontrollzentrum in Köln und am Sitz der ESA in Paris.

Im ESA-Kontrollzentrum ist die Anspannung nicht zu übersehen.

(Bild: ESA/J.Mai)

[Update 12.11.14 – 11:15 Uhr] Planmäßig hat Philae erst einmal keinen Funkkontakt zu Rosetta. Der Lander soll erst knapp zwei Stunden nach der Trennung Kontakt zur Sonde aufnehmen. Mit der Erde kann Philae nicht direkt kommunizieren, dafür muss immer Rosetta als Relais agieren. Die Sonde selbst war programmiert, kurz nach der Trennung einen Triebwerksschub abzugeben, um wieder in ihren planmäßigen Orbit einzuschwenken. Gegen 12 Uhr MEZ soll der erste Funkkontakt der beiden Sonden hergestellt worden sein.

[Update 12.11.14 – 12:10 Uhr] Zwei Stunden nach der Abtrennung von Sonde und Lander haben die beiden nun wieder Kontakt zueinander aufgenommen. Nun kann man erste Daten und Bilder von Philae auf dem Flug zum Kometen erwarten, erklärte ESA-Flugdirektor Paolo Ferri.

[Update 12.11.14 – 12.35 Uhr] Wie erhofft, treffen nun nach der Etablierung der Funkverbindung die ersten Daten des Landers ein. Der befindet sich demnach im erwarten Zustand und hat bereits die Landefüße ausgefahren.

[Update 12.11.14 – 14:40 Uhr] Inzwischen teilte die ESA mit, dass man bislang alle Daten erhalten habe, die man erwartet habe. Auch erste Bilder seien übertragen worden.

[Update 12.11.14 – 15:30 Uhr] Die ESA hat ein erstes, nicht nachbearbeites Bild veröffentlicht, das von Philae autonom aufgenommen wurde. Das Foto entstand kurz nach der Trennung von Rosetta und zeigt einen Blick zurück. Es wird stark überlagert von der hellen Sonne. Für die Forscher ist es aber wichtig, weil es zeigt, dass Philae auch auf sich selbst gestellt, funktioniert.

ESA-Mission Rosetta

Rosetta war zehn Jahre zu dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko unterwegs. Die ESA-Sonde und der Lander Philae sollen den Himmelskörper aus dem Orbit und auf der Oberfläche erforschen.

Die Landung von Philae auf 67P/Tschurjumow-Gerassimenko gilt als bislang ambitionierteste Mission in der langen Geschichte der ESA und wird in ihrer Bedeutung bereits mit der ersten Mondlandung verglichen. Noch nie ist eine Landung auf einem Kometen gelungen, weswegen die Operation weltweit mit großer Spannung verfolgt wird, unter anderem vom bekannten Webcomic XKCD. Hierzulande begleitet 3sat das Manöver den ganzen Tag über mit einem Sonderprogramm.

Einmal gelandet, soll Philae die Zusammensetzung des Kometen untersuchen und damit einen Blick in die Frühzeit unseres Sonnensystems werfen. Kometen gehören zu den ältesten und urtümlichsten Überbleibseln aus dieser Zeit. Es wird vermutet, dass sie eine Rolle bei der Entstehung des Lebens gespielt haben. All das soll nun erforscht werden. Entwickelt wurde der Lander vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), wo nun auch das Kontrollzentrum steht.

heise online verfolgt die Geschehnisse live aus dem ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt und wird diese Meldung entsprechend aktualisieren beziehungsweise mit neuen Meldungen von den Ereignissen berichten.