Die Spione, die Axel Springer liebten

BILD und WELT veröffentlichen 16 Jahre alten Schlapphut

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BILD-Zeitung und DIE WELT brachten am Wochenende eine "sensationelle" Meldung in eigener Sache. So habe der BND den Axel Springer-Verlag ausgespäht. Horst Mahnke und sechs weitere Mitarbeiter hätten dem BND zugetragen. Auch andere Medien maßen der Meldung Nachrichtenwert bei.

Die Story ist allerdings alles andere als neu. So hatte der BND-Kritiker Erich Schmidt-Eenboom die "Presse-Sonderverbindungen" des BND zu deutschen Medien bereits 1998 in seinem Buch "Unterdercover" veröffentlicht. TELEPOLIS hatte damals ausführlich berichtet. Im Kapitel "Springer auf die Sprünge helfen" nannte der Publizist, der u.a. im Besitz der Tagebücher des damaligen BND-Vizepräsidenten ist, die Namen und Decknamen der "unabhängigen und überparteilichen" Einflussagenten. Die Medienresonanz blieb 1998 vergleichsweise gering.

Gegenüber TELEPOLIS nannte es Schmidt-Eenboom bedenklich, dass nun der Axel Springer-Verlag Täter zu Opfern macht. So beschränkten sich die Kontakte zwischen Nachrichtenmachern und Nachrichtendienstlern keineswegs auf Spionage im Axel Springer-Verlag, vielmehr sei die Beziehung zwischen Springer und BND ein gegenseitiges Geben und Nehmen gewesen. (Ähnlich war es beim SPIEGEL zugegangen, wie TELEPOLIS kürzlich anlässlich des Todes des damaligen Verlagsleiters Hans Detlev Becker berichtete.)

Der BND nutzte seine Kampfschreiber nicht nur zur Platzierung von NATO-Propaganda, sondern stichelte auch gerne gegen den "konkurrierenden" Inlandsgeheimdienst Verfassungsschutz. DIE WELT trug auch zur Ehrenrettung des BND-Chefs Reinhard Gehlen bei, nachdem andere Medien dessen posthum veröffentlichte Memoiren kritisiert hatten.

Nicht von BILD und WELT erwähnt wird insbesondere der BND-Kontakt Host Fuhst (Deckname "Follmann"). Wie in "Undercover" nachzulesen ist, leitete der einstige Chefredakteur der BIILD-Zeitung den Spähtrupp, den der Axel Springer-Verlag auf den Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff angesetzt hatte. Der BND hatte 1975 Wallraff mit einem gefälschten Fernschreiben an den Kölner Polizeipräsidenten der Kontakte zu Linksterroristen bezichtigt und damit einen Vorwand geliefert, der eine polizeiliche Abhörmaßnahme auslöste. Die gewonnen Informationen wurden einem Zeugen zufolge an BILD durchgestochen.