Entwickler des Staatstrojaner-Scanners Detekt: Keine Konkurrenz für Antivirenprogramme

Detekt soll vor verborgener Software der Firmen Hacking Team und Finfisher warnen, mit denen einige Staaten kritische Journalisten und Bürgerrechtler überwachen. Über Risiken und unerwartete Nebenwirkungen äußerte sich nun der Chefentwickler.

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Entwickler des Staatstrojaner-Scanners Detekt: Keine Konkurrenz für Antivirenprogramme

(Bild: Twitter / Claudio Guarnieri)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Claudio Guarnieri, Chefentwickler des Staatstrojaner-Scanners Detekt, hat sich über die Beschränkungen und Ziele der Programmieraktion geäußert. Vielfach sei das Tool, das noch entwickelt wird, als universales Antispy-Programm missverstanden worden. Dabei soll es nur nach Trojanern suchen, die nachgewiesenermaßen von Staaten wie Bahrain eingesetzt werden, um Journalisten und Bürgerrechtler auszuspionieren.

Detekt soll insbesondere Überwachungssoftware-Suiten der deutschen Firma FinFisher und der italienischen Firma Hacking Team aufspüren – auch auf älteren Windows-Computern. Dennoch gibt es erste Erfolge: Nach Angaben von Guarnierei ist eine kompromittierte Variante des Bookmark-Managers Linkman im Umlauf, in der das Remote Control System (RCS) von Hacking Team steckt.

Guarnieri hat nach eigenen Angaben viele Aktivisten und Journalisten kennengelernt, die völlig ungeschützt mit älteren Computern und alten Windows-Versionen arbeiten. Ihnen habe er mit Detekt einen schnellen, einfachen Test zur Verfügung stellen wollen, nach versteckten Steuerprogrammen zu suchen. Das sei keine Konkurrenz für Antivirenprogramme oder gar ein Ersatz. Allerdings kritisierte Guarnieri Software wie beispielsweise die kostenlose Variante von Avira Antivirus oder die Internet Security-Suite von G-Data, die nicht in der Lage ist, RCS-Code von Hacking Team oder FinFisher als Malware zu melden. Im fortlaufenden Katz-und-Maus-Spiel der Malware-Produzenten und der Antiviren-Firmen müsse staatlich verfolgten Mäusen geholfen werden.

Die Freigabe von Detekt sei für ihn eine sehr lehrreiche Erfahrung gewesen: "Ich habe es versäumt, meine Absichten in aller Öffentlichkeit zu erklären, aber wir sind vielleicht ganz unbeabsichtigt damit erfolgreich gewesen, dass wir Menschen über die Gefahren der Nutzung von Malware und des Hackens von Computern durch Regierungen in der ganzen Welt aufgeklärt haben." Deswegen halte er an seinen Absichten fest. "Versuchen und Versagen ist hoffentlich besser, als es gar nicht zu versuchen." (anw)