Kommentar: Bananen-Software für Spieler? Überlastete Server? Schluss damit!

Spieler haben sich daran gewöhnt, dass Spielestudios unfertige Beta-Versionen zum Vollpreis verkaufen. Das ist knallhart kalkuliert und zeigt, dass sich Spielestudios nicht um ihre Kunden scheren, kommentiert Martin Fischer.

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Kommentar: Schluss mit unfertigen Spielen!

(Bild: Imgur)

Lesezeit: 2 Min.

Das Debakel um das fehlerträchtige Assassin's Creed Unity zeigt einmal mehr: Viele Spielehersteller verkaufen unfertige Beta-Versionen zum Vollpreis. Sie scheren sich nicht um ihre Spieler, die zwischen 50 und 70 Euro für ein neues PC- oder Konsolenspiel auf den Tisch legen – für Special Editions sogar häufig über 100 Euro. Dass Spiele unfertig herauskommen, ist knallhart kalkuliert.

Ein Kommentar von Martin Fischer

Martin Fischer arbeitet seit 2008 bei Heise, mittlerweile als stellv. Chefredakteur bei heise online. Er kennt sich mit GPUs, Spiele-Engines und Computergrafik aus und befasst sich gerne mit Geheimprojekten.

Besonders PC-Spieler sind schon an fehlerträchtige Spiele-Vollversionen gewöhnt. Viele Titel erhalten mittlerweile gleich am Erscheinungstag einen Day-One-Patch, der sie überhaupt spielbar macht und die ganz groben Schnitzer ausbügelt. So ein Patch kann schon mal ein paar Gigabytes groß sein – schlecht, wenn man am Wohnort keine dicke DSL-Leitung liegen hat oder der Update-Server schnarchlangsam ist. Dieses PC-Phänomen hat längst auch Konsolenspieler ereilt, die in der Vergangenheit noch auf halbwegs fehlerfreie Spiele setzen konnten. Doch im Zeitalter von PC-ähnlicher Konsolenhardware mit 500-GByte-Festplatten und WLAN sind Spielestudios jetzt "flexibler".

Nun, man könnte argumentieren, dass die Entwicklung von Spielen viel komplexer geworden sei. Ein Blockbuster kostet alles in allem schnell mehrere Dutzend Millionen US-Dollar und beschäftigt Hunderte von Spezialisten. Doch auch das darf kein Grund sein, unfertige Spiele herauszubringen! Die Studios müssen dann auch mehr für Qualitätssicherung ausgeben und – ganz wichtig – genügend Server zum Spielstart bereitstellen. Denn dafür hat man schließlich auch bezahlt!

Viele Spieler haben keine Lust mehr auf Early-Access-Versionen, unfertige Vollpreistitel, überlastete DRM-Nervclients wie uPlay und nicht funktionierende Spielserver. Doch Spielestudios kommen damit durch. Sie buttern lieber viel Geld ins Marketing, um vor dem Release des Spiels einen riesigen Hype zu generieren, der genügend Spieler zu gedankenlosen First-Day-Käufern macht. Wenn genug Geld eingenommen ist, dann lässt man sich vielleicht auch mal zu einer Entschuldigung herab, wie es der Ubisoft-Chef knapp drei Wochen nach dem Erscheinen von Assassin's Creed Unity getan hat. Diese Entschuldigung ist soviel Wert wie ein Ubisoft-Spiel am Tag seines Erscheinens. (mfi)