WhatsApp: Was der Online-Status über die Nutzer verrät

WhatsApp erlaubt es seinen Nutzern nicht, den eigenen Online-Status konsequent zu verbergen. Und genau diesen Status kann man massenhaft überwachen. Was man alles über einzelne Nutzer herausfinden kann, zeigt eine neue Studie.

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WhatsApp-Nutzung

Typische WhatsApp-Nutzung über den Tag verteilt; aufgeteilt nach Land

(Bild: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel

WhatsApp gibt seinen Nutzern nicht die Möglichkeit, den eigenen Online-Status umfassend zu verbergen. Selbst wenn man der App sagt, sie soll den eigenen Status und wann man zuletzt online war nicht anzeigen, können andere Nutzer noch sehen, wann man online ist – und dazu müssen sie lediglich die richtige Telefonnummer wissen. Das ermöglicht das dauerhafte Überwachen der WhatsApp-Nutzung von hunderten von Personen. Wie einfach das ist, zeigt eine neue Untersuchung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Die Forscher überwachten 1000 zufällig ausgesuchte WhatApp-Nutzer über einen Zeitraum von neun Monaten hinweg. Sie zeigen, wie einfach dies ist und wie umfassend man Informationen über das Nutzungsverhalten sammeln kann. Obwohl eine begrenzte Anzahl von Endgeräten Statusinformationen von tausenden von Nutzern über Monate hinweg sammelte, machte WhatsApp keine Anstalten, dieses Verhalten zu unterbinden. Und dabei unterschied sich die Netzwerk-Nutzung der Forscher eindeutig vom normalen Verhalten eines WhatsApp-Clients.

Im ersten Moment erscheint das Datenleck als nebensächlich. Führt man sich allerdings vor Augen, dass der Chef, Arbeitskollegen oder der Lebenspartner jederzeit sehen können, wenn man die App öffnet, wird das Problem deutlicher. Die eigentliche Beeinträchtigung der Privatsphäre hängt von der Häufigkeit der WhatsApp-Nutzung ab, kann aber durchaus gravierende Folgen haben.

Die meisten WhatsApp-Nutzer chatten am häufigsten während der Kernarbeitszeit.

(Bild: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)

So werden zum Beispiel in vierzig Prozent aller Scheidungsprozesse in Italien, denen Ehebruch zugrunde liegt, WhatsApp-Nachrichten als Beweis für Untreue angeführt. Sind Gesprächspartner online, obwohl sie eigentlich unabkömmlich sein sollten oder umgekehrt, kann dies schnelle zu Verdachtsmomenten führen. Die von den Forschern erhobenen Daten zeigen auch, dass fast genau die Hälfte der WhatsApp-Nutzung in die Kernarbeitszeit (7 bis 18 Uhr) der Nutzer fällt. In dieser Zeit sind deutsche Nutzer im Schnitt für über 20 Minuten pro Tag online – obwohl die meisten sicherlich eher arbeiten sollten.

Wer sich einmal selbst ein Bild darüber verschaffen will, was der Online-Status über den Tagesablauf einer Person verrät, der kann sich auf der Seite der Forscher zufällig ausgewählte und anonymisierte Datensätze im Detail anschauen.

Ganz abgesehen davon, dass WhatsApp die massenhafte Überwachung hunderter von Nutzern von einem einzelnen Konto stärker einschränken sollte, ließe sich das ganze Problem mit einfachen Änderungen an der Nutzeroberfläche der App aus der Welt schaffen. (fab)