Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion: Start geglückt, NASA-Raumkapsel auf dem Weg

Das neue NASA-Raumschiff Orion ist erfolgreich gestartet. Die NASA spricht vom "Beginn einer neuen Ära" für die Raumfahrt. In der sollen irgendwann auch Menschen zum Mars fliegen.

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Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion: Start geglückt, NASA-Raumkapsel auf dem Weg
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Ob die Frogs ihr Unwesen trieben? Wohl eher nicht. Die moderne Orion muss sich bislang jedenfalls nicht mit seltsamen Wesen auseinandersetzen, die Commander McLane das Leben schwer machten. Dafür hatte sie erst mit unerlaubt nahen Besuchern auf dem Wasser, dem Wetter und technischen Störungen zu kämpfen: Der erste Anlauf zum Start des neuen NASA-Raumschiffs musste um einen Tag verschoben werden. Beim zweiten Anlauf am heutigen Freitag klappte der Start dann reibungslos. Auch die Abtrennung der ersten Stufe der Delta-IV-Rakete mit den Boostern klappte einwandfrei. Orion erreichte ohne Fehler oder Probleme die Erdumlaufbahn.

Der Testflug der NASA-Raumkapsel Orion (20 Bilder)

Die Delta IV Heavy mit der Raumkapsel Orion startet

Spannend wurde es am Freitag vor dem nächsten möglichen Startfenster noch einmal, da sich das Wetter stark verschlechtert hatte. Rund anderthalb Stunden vor dem ersten möglichen Startzeitpunkt kam aber grünes Licht: Das Wetter aber klarte auf, so dass schließlich nach dem Go der Ingenieure für alle Systeme dem Start nichts mehr im Weg stand.

Die berühmten Space Shuttle waren 2011 auch aus Kostengründen eingemottet worden. Seitdem sind die US-Astronauten auf teure Mitfluggelegenheiten in russischen Sojus-Kapseln angewiesen, um zur Internationalen Raumstation ISS zu kommen. Dem soll die neue Raumkapsel Orion abhelfen.

Die NASA bezeichnete das Orion-Program im Vorfeld schon als "Beginn einer neuen Ära". Die Orion soll langfristig bis zu sechs Passagiere tiefer ins Weltall bringen als je zuvor. Mitte der 2030er Jahre sogar zum Mars – dann aber soll keine Delta IV Heavy die Kapsel ins All heben, sondern eine neue Rakete, die derzeit gebaut wird und an Schubkraft die Saturn V des Apollo-Programms übertreffen soll. Das "Space Launch System" wäre damit die bislang stärkste Rakete. Ein erster Testflug der kleineren SLS-Variante ist für 2017 geplant, diese erste Version soll 70 Tonnen ins All bringen. Ein weiterentwickeltes SLS soll dann mit 130 Tonnen so viel wie keine Rakete zuvor (die Saturn V schaffte 118 Tonnen) in den Weltraum wuchten. Europas stärkste Rakete, die Ariane 5, bringt 18 Tonnen in die niedrige Erdmlaufbahn (LEO).

Space Launch System (SLS) der NASA (9 Bilder)

Weit hinaus

Die ambitionierten Pläne der NASA für das SLS
(Bild: NASA/MSFC)

Ziel des Tests des aktuellen Tests der Orion ist es, den Transporter auf 5800 Kilometer Höhe zu bringen. Bei dem unbemannten Flug soll er zweimal die Erde umkreisen; währenddessen sollen alle Systeme der Orion (das Service-Modul für die späteren Flüge wird in Bremen bei Airbus Defence and Space gebaut) einschließlich der Bordcomputer getestet werden. Die Daten werden in der Kapsel gespeichert und müssen nach der Landung ausgelesen und ausgewertet werden. Nach rund viereinhalb Stunden soll Orion wieder im Pazifik landen. Dafür muss das Raumschiff mit einem Tempo von fast 32.000 km/h wieder in die Atmosphäre eindringen, was den Hitzeschild auf 2200 °C aufheizen wird.

[Update 05.12.2014 17:30]:

Nach knapp viereinhalb Stunden Flugzeit ist die Orion-Kapsel wie geplant zur Erde zurückgekehrt. Dafür wurde die Rückkehrkapsel vom Servicemodul getrennt und für den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre ausgerichtet. Ein kräftiger Schub aus den Düsen brachte die Kapsel auf den Weg durch die Atmosphäre, wobei der Schutzschild den enormen Temperaturen offenbar standgehalten hat. In zwei Stufen aktivierte Fallschirme bremsten die Kapsel von 480 auf rund 30 km/h ab, bevor sie wie geplant und pünktlich um 17:29 Uhr MEZ auf dem Pazifik niederging.

[Update 07.12.2014 11:46]:

Das Service-Modul bei diesem ersten Flug war eine vereinfachte Testversion von Lockheed-Martin. Das Service-Modul für die späteren Flüge, auch bei dann folgenden Einsätzen mit Astronauten, wird bei Airbus Defence and Space in Breme gebaut. Der Artikel wurde entsprechend korrigiert. (jk)