"Roboter kündigen nicht von einem Tag auf den anderen"

Im chinesischen Restaurant "Außerirdischer Gast" bedienen Roboter die Gäste.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marcel Grzanna

Im chinesischen Restaurant "Außerirdischer Gast" bedienen Roboter die Gäste.

Der Name des Restaurants deutet die Experimentierfreudigkeit der Besitzer bereits an. "Tian Wai Ke" heißt so viel wie "außerirdischer Gast". Hier kochen und kellnern Roboter. Technology Review sprach mit Xu Jie von der Entwicklerfirma Pangolin Robot, die das Restaurant eröffnet hat.

Technology Review: Warum servieren bei Ihnen Roboter das Essen?

Xu Jie: Der Trend in China geht unausweichlich in Richtung Automatisierung der Arbeitswelt, weil die Personalkosten jedes Jahr deutlich steigen. Hier sollen die Menschen die Möglichkeiten kennenlernen, wozu Roboter und Maschinen eingesetzt werden können.

TR: Welche Aufgaben erledigen sie denn?

Jie: Einer begrüßt die Gäste, zwei unterhalten sie mit Musik und Tanz, vier bedienen und vier helfen in der Küche.

TR: Die Maschinen kochen also auch?

Jie: Ja, sie braten und frittieren, kochen Nudeln und melden, wenn das Essen vom Herd muss. Ein Roboter kann in der Küche ein, zwei Hilfskräfte ersetzen.

TR: Wirklich komplett? Wie geht das?

Jie: Der Koch programmiert das Gericht. Die Maschine füllt dann über entsprechende Leitungen Öl in einen Wok oder Wasser in einen Topf, um es zu erhitzen. Wenn die nötige Temperatur erreicht ist, fügt sie Gemüse oder etwas anderes dazu. Sie würzt je nach Programmierung mit Salz oder Sojasauce, rührt um und nimmt den Topf vom Herd.

TR: Woher weiß denn die Maschine, wann das Essen fertig ist?

Jie: Über eine Zeitfunktion wie bei einer Mikrowelle. Die Gerichte, die der Roboter zubereitet, müssen daher alle standardisiert sein. Er kann nicht selbstständig zwischen leicht angebraten und gut durch unterscheiden. Zum Schluss füllt die Maschine das Gegarte auf einen Teller, dann muss der Koch anrichten.

TR: Wie finden die Roboter den richtigen Tisch?

Jie: Jeder hat einen Chip mit den Tischnummern installiert. Man muss ihnen die jeweilige Nummer einprogrammieren, dann kommen sie über magnetische Spuren im Fußbodenbelag zum Ziel.

TR: Nehmen die Roboter Beschwerden an, wenn das Essen nicht schmeckt?

Jie: Nein, das können sie nicht. Aber sie kommunizieren über mehrere Dutzend Sätze. Wenn ein Kunde im Weg steht, bitten sie darum, dass man ihnen Platz macht. So verhindern sie zumindest Beschwerden über langsamen Service.

TR: Ein Modell kostet fast 8000 Euro. Davon kann man einen Kellner zwei Jahre lang bezahlen. Wieso also den Menschen ersetzen?

Jie: Die Maschinen kann man sechs, sieben Jahre einsetzen. Die Instandhaltung ist billig. Roboter beschweren sich nicht wie Menschen. Sie kündigen nicht von einem Tag auf den anderen, werden nicht krank und verlangen nicht mehr Geld. Sie erleichtern das Management.

TR: Wie reagieren die Gäste?

Jie: Vor allem Kinder finden es toll. Es ist ein Erlebnis, bei uns zu essen. Einige sind richtige Stammkunden. Aber wir zielen besonders auch auf Laufkundschaft ab, weil wir uns auch als Schnellrestaurant definieren.

TR: Und das Geschäft läuft gut?

Jie: Wir haben am 1. August eröffnet. Nur einen Monat später hat ein benachbartes Restaurant zugemacht, weil wir ihm den Großteil der Kunden abgenommen haben. (bsc)