Faktendatenbank für Wikipedia: Google gibt Freebase an Wikidata

Nach fünf Jahren gibt Google die frei lizenzierte Faktendatenbank auf. Die Daten sollen nun in das Wikipedia-Schwesterprojekt Wikidata übertragen werden.

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Google gibt Freebase an Wikidata

Screenshot von freebase.com

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

"Als wir Freebase im Jahr 2007 öffentlich vorgestellt haben, stellten wir uns das Projekt als eine Art Wikipedia für strukturierte Daten vor", schreibt die zuständige Google-Abteilung . Zwar glaube sie immer noch an eine Community-getriebene Faktendatenbank, aber derzeit sei das Projekt Wikidata der Wikimedia Foundation die bessere Alternative. Daher gibt Google nun Freebase an Wikidata: "Sie wachsen schnell, haben eine aktive Community und sind besser geeignet, eine offene Wissensdatenbank aufzubauen." Viele Daten in Freebase stammten ohnehin aus Wikipedia und wurden von Freiwilligen in eine maschinenlesbare Form gebracht.

Google hatte den Freebase-Betreiber Metaweb im Jahr 2010 übernommen und die Daten samt Technik dazu genutzt, den eigenen Knowledge Graph aufzubauen, der bekannte Fakten direkt auf der Google-Ergebnisseite einbaut, statt den Nutzer auf andere Webseiten zu verweisen. So bekommt man bei der Suche nach einem Schauspieler direkt dessen Kurzbiographie, Alter und Filmografie angezeigt, bei einer Suche nach einem Ort erscheint neben Daten zu Bevölkerung und Fläche auch das aktuelle Wetter.

Freebase blieb auch nach der Übernahme durch Google offen für andere Nutzer, die per API Daten beziehen und auch auf Freebase hochladen konnten. Die Daten stehen unter einer Creative-Commons-Lizenz, die auch kommerzielle Nutzung erlaubt. Für diese Nutzer bereitet Google nun einen geordneten Übergang vor: Bis März will der Konzern ein Import-Werkzeug für Wikidata und Übergangslösungen für API-Nutzer veröffentlichen. Ab Ende März können keine neuen Inhalte mehr auf Freebase hochgeladen werden und bereits Ende Juni 2015 werden Website und Datenbank komplett abgeschaltet. Weiter verfügbar bleiben nur die Datenbunk-Dumps.

Für Wikidata ist der Import-Prozess eine große Herausforderung. Das Projekt, das von der Wikimedia Foundation vor zwei Jahren gestartet wurde, ist zwar seitdem enorm gewachsen und hat inzwischen 12,9 Millionen Datenbank-Einträge. Freebase hingegen hat 46,5 Millionen Einträge, zu denen 2,7 Milliarden Fakten zusammengetragen wurden.

"Wir freuen uns über das Vertrauen in das Projekt und die Wikidata-Community und helfen gern den Nutzerinnen und Nutzern von Freebase bei einem Umzug zu Wikidata", sagt Lydia Pintscher, Produktmanagerin von Wikidata. Vorher müssen die beiden Communities aber grundsätzliche Fragen klären: So setzt Freebase auf bestehende Ontologien auf, die festschreiben, in welchem Schema Daten eingetragen werden können. Wikidata hingegen hat zu Beginn auf eine solche Festlegung verzichtet und eine flexible Ontologie eingeführt, die von den Nutzern ständig weiterentwickelt werden soll.

"Die Community kann diskutieren, ob und wie sie sich dem Freebase-Schema annähern möchte oder nicht und das dann umsetzen", erklärt Pintscher gegenüber heise online. Sie zeigt sich erfreut darüber, dass Google ein Werkzeug plant, das es erleichtern soll, Aussagen zu belegen. (anw)