Analyse zu Windows 10: "Windows as a Service"

Windows 10 wird im ersten Jahr kostenlos sein und von Microsoft als "Windows as a Service" angepriesen. Dahinter steckt eine Änderung des Geschäftsmodells, die nicht nur auf Microsoft drastische Auswirkungen haben wird, sondern auch auf die Anwender.

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Analyse: "Windows as a Service"
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Axel Vahldiek

Bislang war Windows eine der wichtigsten Gelddruckmaschinen bei Microsoft, doch die Zeiten sind vorbei: Windows 10 wird für Besitzer von Windows 7, 8.1 und Phone 8.1 im ersten Jahr kostenlos sein. Zudem hat Microsoft-Chef Satya Nadella das künftige Windows als "Windows as a Service" angepriesen. Was steckt dahinter?

Eine Analyse von Axel Vahldiek

Axel Vahldiek ist seit 2000 Redakteur bei c't und heise online. Er beschäftigt sich mit allen Wendungen, Neuerungen, Erfolgen und Irrungen, die Microsoft mit Windows an der Oberfläche und in den Systemtiefen vollzogen hat.

"Windows as a Service" soll zeigen, dass man bei Windows künftig nicht mehr nach Versionen fragen soll. Nadella vergleicht das mit Internet-Services: Bei einer Suchmaschine beispielsweise oder einem Online-Mail-Dienst fragt niemand nach neuen Versionen, dort werden Funktionen einfach nachgerüstet und stehen dann sofort allen Nutzern zur Verfügung, und so sollen künftig auch Windows-Nutzer stets die aktuelle Fassung besitzen. Mit anderen Worten: Neue Funktionen werden künftig nicht mehr gebündelt als große neue Version veröffentlicht, sondern alle paar Monate per Windows-Update nachgeliefert.

Geld will Microsoft künftig anders verdienen: Mit weiteren Dienstleistungen. Microsoft hat endlich verstanden, dass ein Betriebssystem kein Selbstzweck ist und dass Menschen dafür deshalb auch eher ungern Geld ausgeben. Stattdessen ist es eben nur der Unterbau für das, was man eigentlich machen will. Also will Microsoft künftig sein Geld mit Dienstleistungen wie Office 365 verdienen. Welche das sein werden, steht noch in den Sternen, aber Spiele dürften ebenso zugehören wie Cloud-Anwendungen aller Art und Pro-Funktionen für Unternehmen.

Microsofts Vorstellungen für Windows 10

Dass Microsoft Windows 10 im ersten Jahr kostenlos abgibt, ist daher nur konsequent: Mit neuen Dienstleistungen kann man nur dann in großen Stil Geld verdienen, wenn die Kunden auch über die passende Plattform verfügen, um die Dienstleistung überhaupt nutzen zu können.

Daher auch die vorläufige Beschränkung der kostenlose Abgabe auf ein Jahr: Microsoft will die Nutzer dazu bewegen, möglichst schnell auf die neue Version umzusteigen. Deshalb betont Microsoft auch, dass erstmals in der Windows-Geschichte eine Upgrade-Installation, bei der alle Dateien, Anwendungen und Einstellungen erhalten bleiben, nicht nur vom direkten Vorgänger aus (also Windows 8.1), sondern auch vom Vorvorgänger aus möglich ist, also Windows 7.

Was nach dem Jahr kommt, dürfte ebenfalls bereits vorgezeichnet sein, auch wenn Microsoft noch nichts verraten will: Die Basisversion von Windows 10 wird keineswegs nur ein Jahr, sondern dauerhaft kostenlos sein. Sonst wäre das nämlich so, als würde ein Händler für das Betreten seines Ladengeschäfts auch noch Eintritt verlangen, und auf die Idee ist bislang nicht mal Apple gekommen. Wenn Microsoft das neue Geschäftsmodell konsequent zu Ende denkt, dürfte die Basisversion sogar nicht nur für Privatkunden, sondern auch für Unternehmen kostenlos sein.

Windows ist nicht mehr die Gelddruckmaschine. Stattdessen wird es der für Microsoft lebensnotwendige Treibstoff dafür.

Microsofts Windows 10 Event (13 Bilder)

Windows 10 kommt noch in diesem Jahr.

Windows 10 auf dem Smartphone (4 Bilder)

Joe Belfiore zeigt Windows 10 auf einem Lumia 1520.

(axv)