Defibrillator kommt geflogen

Wer beim Herzstillstand Erste Hilfe leistet, könnte künftig Unterstützung von einer Ambulanz-Drohne bekommen.

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Defibrillator kommt geflogen

(Bild: Alec Mormont / TU Delft)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery

Das Fluggerät, das vom Ingenieursstudenten Alec Mormont im Rahmen seiner Doktorarbeit an der TU Delft entwickelt wurde, soll mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Kilometern in der Stunde einen Defibrillator zur Wiederbelebung zu einem Patienten bringen. Im Umkreis von zwei Kilometern erreicht die Drohne so jeden Ort innerhalb einer Minute, meint der Forscher – und künftig soll ihre Geschwindigkeit sogar noch steigen.

Krankenwagen bräuchten laut Mormont dagegen im Schnitt zehn Minuten. Das kann dann zu spät sein: Schon nach vier bis sechs Minuten könne es zum Hirnschaden oder gar zum Tod des Patienten kommen. "In der EU erleiden jedes Jahr etwa 800.000 Menschen einen Herzstillstand. Nur acht Prozent überleben", sagt Mormont. Mit seiner Ambulanz-Drohne will er die Zahl deshalb auf 80 Prozent erhöhen.

Das Gerät fliegt dazu autonom die GPS-Daten des Unfallorts an, die vom Telefon des Notrufers übermittelt werden. Über Funk stellt sie dann eine Audio- und Videoverbindung zum Krankenhaus her, damit Ärzte die Ersthelfer anleiten können. Währenddessen macht sich ein Krankenwagen auf den Weg, damit schnell auch professionelle Hilfe vor Ort ist.

Ersten Tests zufolge kommt die Ambulanz-Drohne mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 70 Stundenkilometern zurecht. "Plötzliche Böen sind aber ein Problem", gibt Mormont zu. Auch die Fähigkeit, Hindernissen auszuweichen, müsse noch besser werden. Laut Mormont entwickeln auch die deutsche Firma Height-Tech sowie Matternet aus den USA Erste-Hilfe-Drohnen – doch Konkurrenz belebt das Geschäft. Forscher Mormont will pro Stück etwa 15.000 Euro verlangen. Derzeit arbeitet er an einer Machbarkeitsstudie und einem Businessplan für die Markteinführung der Ambulanz-Drohne. Wann diese erfolgen könnte ist noch unklar. (bsc)