ESA-Sonde Rosetta: Ganz nah an den Kometen Tschuri
Rosetta im Sturzflug: Für kurze Zeit sollen nur noch sechs Kilometer die Raumsonde von Tschuri trennen. Experten hoffen auf spannende Detailbilder aus aktiven Regionen des Kometen.
Einmaliges Flugmanöver für Rosetta: Bei einem Tiefflug soll die Weltraumsonde den Kometen Tschuri aus nächster Nähe betrachten. Voraussichtlich in der Nacht zum Samstag (14.2.) wird sie nur noch sechs Kilometer von Tschuri entfernt sein - am Donnerstag waren es noch 140 Kilometer. Bei dem Manöver soll die Sonde Regionen des Kometen untersuchen, in denen Gas und Staub austreten, teilte die europäische Weltraumagentur Esa mit. Vor drei Monaten hatte die Sonde nach zehn Jahren Flug das Mini-Labor Philae abgesetzt, seither umkreist sie den Kometen.
"Wir kommen nie mehr so nahe an den Kometen heran, weil sich seine Aktivität Richtung Sonne erhöht", sagte die Esa-Sprecherin Jocelyne Landeau in Darmstadt. Der Komet wärmt sich auf seiner Reise auf, sein Schweif wird größer. Der Sonne soll Tschuri im August am nächsten sein - und Rosetta und Philae mit dabei.
Die Rosetta-Mission zählt zu den ambitioniertesten Projekten der Esa. Wissenschaftler wollen einen Blick in die Anfänge des Sonnensystems werfen, das vor 4,6 Milliarden Jahren entstand. Das von Rosetta transportierte Mini-Labor hat wegen Strommangels allerdings Sendepause. Im Frühjahr könnte Philae aufwachen, falls die Batterie von der Sonne wieder genug Energie bekommt. "Die Chancen dafür stehen gut", sagte Manuela Braun, Sprecherin beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln.
Die ersten Bilder vom Kometen nach der Landung von Philae (14 Bilder)
(Bild: ESA/Rosetta/Philae/CIVA)
Dass Philae bei dem Tiefflug von Rosetta entdeckt wird, sei ziemlich unwahrscheinlich. "Philae dürfte sich auf der anderen Seite des Kometen befinden", meinte Braun. Besonders nah sein soll Rosetta dem Kometen, der mit vollem Namen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" heißt, in der Nacht zum Samstag um etwa 01.00 MEZ. "Für einen relativ kurzen Augenblick bei diesem Vorbeiflug", sagte Landeau. "Wir werden auch schon Bilder machen, bevor wir ganz nahe herangekommen sind."
Nach diesem engsten Vorbeiflug der Sonde sind weitere ähnliche Manöver geplant - allerdings mit Abständen zwischen 15 und 100 Kilometern. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Kometen weitgehend unveränderte Materie aus der Zeit der Entstehung des Sonnensystems enthalten. Gesucht wird auch nach Hinweisen darauf, wie Leben auf der Erde entstand.
Rosetta war am 2. März 2004 mit einer Ariane-5-Rakete von der Weltraumstation Kourou in Französisch-Guayana gestartet, Philae mit an Bord. Die Mission könnte um ein Jahr verlängert werden und dann bis Ende 2016 dauern.
Aufnahmen von 67P/Tschurjumow-Gerassimenko (38 Bilder)
(Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM, CC BY-SA 3.0 IGO)
Rosetta-Bilder im Science Magazine (6 Bilder)
(Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)
(mre)