FedEx will Waffen-Fräse nicht transportieren

Darf man eine Maschine verkaufen, die sich auch zur illegalen Herstellung von Sturmgewehren eignet? Die Waffennarren von Defense Distributed sagen ja, ihr beauftragter Paketdienstleister hingegen weigert sich derzeit.

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FedEx will CNC-Fräse für Waffen nicht versenden

Neutrale CNC-Fräse oder Gerät zur Waffenherstellung? Bis das geklärt ist, will FedEx den "Ghost Gunner" von Defense Distributed nicht verschicken.

(Bild: Defense Distributed)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Philip Steffan

Die Gruppe "Defense Distributed" um den Jura-Studenten Cody Wilson ist vor allem durch ihre Waffe aus dem 3D-Drucker bekannt geworden. Der "Liberator", den man auf frei verkäuflichen Heimgeräten selbst herstellen kann, löste eine breite Debatte über Waffengesetze aus, was durchaus die Absicht der Erfinder war. Inzwischen vertreibt Defense Distributed eine per Crowdfunding finanzierte CNC-Fräse, mit der man zu Hause selbst Waffenteile herstellen kann.

Waffen aus dem Hobbykeller

Die boomende internationale Maker-Bewegung besteht nicht nur aus Bastlern, Künstlern und Weltverbesserern – auch krypto-anarchistische Gruppen zählen sich dazu. Diese wollen staatliche Machtmonopole abschaffen, unter anderem auf dem Weg über technische Mittel wie billige 3D-Drucker und CNC-Fräsen. So verbreitet etwa die US-Gruppe "Defense Distributed" in Namen dieser Ideologie Werkzeuge, Open-Source-Druckvorlagen und Bauanleitungen für Eigenbau-Schusswaffen ohne staatliche Kontrolle. In Deutschland ist die Herstellung jedes einzelnen wesentlichen Teils einer Waffe verboten, sofern man nicht über eine "Waffenherstellungserlaubnis" verfügt. Die besitzen beispielweise professionelle Büchsenmacher. Bei Make und heise online berichten wir bereits seit längerem über die Waffenherstellung, weil wir davon überzeugt sind, dass sich Politik und Gesellschaft mit solchen neuen Gefahren auseinandersetzen muss. Wir rufen in keiner Weise zum Eigenbau von Schusswaffen auf und liefern auch keine Bauanleitungen dazu.

Bei der Auslieferung der bestellten Maschinen an die Käufer gibt es nun ein unerwartetes Problem: Die damit beauftragte US-Versandfirma FedEx will den "Ghost Gunner" nicht verschicken. Defense Distributed wirbt damit, dass man mit dem Gerät das untere Verschlussgehäuse (lower receiver) des Sturmgewehrs AR-15 aus Aluminium fräsen kann – jenen Teil der Waffe, der in den USA nicht frei verkäuflich ist, da er bei legal erworbenen Gewehren deren Seriennummer trägt. Wer die 1500 US-Dollar teure Fräse besitzt, kann somit funktionsfähige und unregistrierte Sturmgewehre bauen, sogenannte "Ghost Guns".

FedEx-Sprecher Scott Fiedler sagte laut Wired: "Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt unsicher, ob dieses Gerät einer Zulassung durch lokale, bundesstaatliche oder nationale Gesetzgebung unterliegt. Um sicherzustellen, dass wir konform mit geltendem Recht und Regelungen handeln, hat FedEx abgelehnt, dieses Gerät zu versenden, bis wir mehr über die Zulassung wissen."

Cody Wilson hält dagegen: Dass das Open-Source-Gerät explizit zur Herstellung von Waffen angeboten würde und den Namen "Ghost Gunner" trage, sei reiner "Marketing-Hokuspokus", es handle sich um eine handelsübliche CNC-Fräse, die keinerlei Regelung unterliege. Dass sich jetzt der Gesetzgeber damit befassen muss, ob ein universell einsetzbares Werkzeug einer Zulassung bedarf, weil man damit Waffen herstellen kann, ist genau das Thema, das Wilson diskutiert sehen will: Der "Ghost Gunner" ist reine Provokation, da mit den richtigen Steuerdaten natürlich jede Fräse zur Fertigung von Waffenteilen taugt.

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(phs)