Energiewende: Neue Stromleitungen möglicherweise auf bestehenden Trassen

Sie gelten als zentral für die Energiewende: Neue Leitungen, die Ökostrom von Nord nach Süd bringen. Um Widerstand zu brechen, könnte für die östliche Trasse technisches Neuland betreten werden.

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Stromnetz
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Von
  • Jürgen Kuri
Zum Thema Energiewende

Ausstieg aus der Kernenergie, ein Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien, intelligente Stromnetze (Smart Grids), usw.: Die Energiewende, nach der Atomkatatrophe in Fukushima auch von der Union auf den Weg gebracht, hat viele Elemente. Mittlerweile werden nicht alle mit Begeisterung gesehen: Bürger protestieren gegen Windparks und Stromtrassen, wenn sie in ihrer Umgebung gebaut werden sollen. Und selbst in der Politik gibt es Zwist.

Die geplante Hochspannungsleitung von Sachsen-Anhalt durch Thüringen nach Bayern könnte auch über bestehende Trassen führen. Der Chef der Betreibergesellschaft 50Hertz, Boris Schucht, kündigte an, die Variante mit ins Genehmigungsverfahren für die Gleichstromtrasse zu nehmen.

"Das ist technisches Neuland, was wir betreten", sagte Schucht. Er wolle jedoch keine weiteren Verzögerungen bei dem Vorhaben, das neben zwei weiteren Trassen in Westdeutschland als zentral für die Energiewende in Deutschland gilt. Ziel ist es Windstrom aus Norddeutschland zu den großen Verbrauchern im Süden zu bringen.

Die Trasse soll in Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt beginnen und in Gundremmingen in Bayern enden. "Gleichstrom und Wechselstrom auf einem Mast, das geht immer nur dort, wo sie Masten haben, die noch nicht voll besetzt sind", sagte Schucht. Zu erwarten ist, dass teils bestehende Masten durch höhere ersetzt werden müssen. Alternativen sind nach Unternehmensangaben neue Trassen an Autobahnen und Bahntrassen oder unterirdische Kabel.

Schucht sagte, man traue sich die technisch innovative Lösung zu, "die dazu führen könnte, dass man vorzugsweise bestehende Trassen nutzt". Das habe er kürzlich Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) mitgeteilt. Die neue Leitung firmiert unter den Bezeichnungen: Korridor D oder Gleichstrompassge Süd-Ost; sie ist als Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ) ausgelegt.

Umstritten sind die Leitungsverläufe vor allem in Bayern, auch in Thüringen gibt es Widerstand. Ohne die neuen Leitungen würde Energie in Süddeutschland auf längere Sicht teurer, betonte Schucht. 42 Prozent des in Ostdeutschland produzierten Stroms stammen inzwischen aus Sonne, Wind und Biomasse, wie aus Daten von 50Hertz hervorgeht. "Das ist Weltrekord", sagte Schucht. Der bundesweite Durchschnitt liege bei 26 Prozent.

50Hertz - Übertragungsnetze im Osten und Norden Deutschlands (4 Bilder)

Das bestehende und geplante Höchstspannungs-Übertragungsnetz von 50Hertz (Bild: 50Hertz)

(jk)