Musik spielen mit weißen und schwarzen Steinen

Einen traditionellen japanischen Go-Tisch funktionierten Kristian Gohlke und Michael Hlatky für eine Installation in Tokio zu einem elektronischen Musikinstrument um – man spielt es, indem man Go-Steine aufs Brett setzt.

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Japanisches Go-Brett als Musikinstrument
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter König

Normalerweise ist es eher still, wenn sich zwei Spieler an ein Go-Brett setzen: Eine Partie des traditionellen japanischen Strategiespiels findet idealerweise in konzentrierter Ruhe statt, die nur gelegentlich das charakteristische trockene Klacken unterbricht, wenn einer der weißen oder schwarzen Steine auf das massive Holz des Spieltisches gesetzt wird.

Ganz anders hört es sich aber bei jenem Go-Tisch an, den Kristian Gohlke von der Bauhaus-Universität in Weimar und Michael Hlatky von der Firma Native Instruments in Berlin anlässlich der Eröffnung der Red Bull Studios in Tokio in ein Musikinstrument verwandelten: Eine Kamera filmt das Brett senkrecht von oben, Bildverarbeitungs-Software erfasst, wo weiße und schwarze Steine liegen, und setzt deren Konfiguration in Musik um. Indem man Steine hinzufügt, wieder entfernt oder kurzzeitig mit der Hand für die Kamera abdeckt, kann man mit dem Go-Spielmaterial wie mit einem Step-Sequenzer live Musik machen.

Da das Go-Brett 19 × 19 mögliche Positionen für weiße und schwarze Steine bietet, ein in 19 Schritten unterteilter Loop allerdings – zumindest den europäischen – Hörgewohnheiten zuwiderläuft, haben Golhke und Hlatky das Brett unterteilt: Weiße Steine im 16 × 16 Gitterpunkte umfassenden Hauptfeld werden in Synthesizer-Töne umgewandelt, schwarze in Schlagzeugsounds. Im verbleibenden Rand sind vier weitere Felder abgesteckt; dort platzierte Steine erzeugen eine Basslinie, spielen zusätzliche Percussion-Loops ein oder verändern den Klang des Synthesizers.

Der Sound, der aus der Installation namens "GO 囲碁Maschine" kommt, ist eher Bass- und Beat-lastig – das Konzept lässt sich aber natürlich auch in andere Richtungen weitertreiben. Interessant wäre zum Beispiel die musikalische Umsetzung einer echten Go-Partie mit einem Loop pro Zug, bei dem in der Regel lediglich ein Stein zusätzlich aufs Brett kommt – in die entsprechenden Klangfarben umgesetzt könnte dabei interessante Minimal Music herauskommen. (pek)