Fliegende Antenne für Rettungskräfte

Um Unfallorte besser mit Mobilfunk- oder Betriebsfunknetzen zu versorgen, lässt die Uni Jena angeleinte Quadrokopter in die Luft steigen.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Friederike Maier
  • Daniel Bachfeld

Wenn bei Unfällen plötzlich hunderte Rettungskräfte und Gaffer kommunizieren wollen, bricht das Mobilfunknetz häufig zusammen. Insbesondere auf dem Land sind die Basisstationen nicht für größere Menschenmengen dimensioniert. Damit die Rettungskräfte trotzdem untereinander kommunizieren können, hat die Uni Jena einen Quadkopter mit integrierter Mobilfunkantenne entwickelt. Diese wird von einer Basisstation aus bis zu 10 m in die Luft gelassen und kann dann die Umgebung mit einem nur lokal arbeitenden Mobilfunknetz versorgen. Alternativ kann die Basisstation auch als Relais zu einer anderen Mobilfunkstation arbeiten.

Die Stromversorgung und die Basisstation bleiben auf dem Boden und sind mit dem Kopter per Kabel verbunden. Er bleibt also angeleint. Je nach Bedarf kann auch ein TETRA-Netz aufgespannt werden. Oder es wird eine Verbindung zu einer abgeschatteten Basisstation hergestellt. Für den Betrieb solcher Ad-Hoc-Netze haben die Rettungskräfte eine Sonderlizenz der Bundesnetzagentur.

Die fliegende Antenne (grün) auf einem Quadkopter; ausgestellt auf dem dem Cebit-Stand der Uni Jena.

Das Setup beim Rettungseinsatz in Lego nachgestellt. Der Quadrokopter bleibt mit der Basisstation und Stromversorgung am Boden verbunden.

Die fliegende Antenne basiert auf einem ArduCopter, wobei statt der Arduino-Plattform TinkerForge Module zum Einsatz kommen. Und das nicht zu knapp. "Knapp 50 Prozent aller erhältlichen Module des TinkerForge Bausatzes wurden auf dem Quadrokopter verbaut", meint Dr. Volkmar Schau von der Friedrich-Schiller- Universität Jena, der das System entwickelt.

Neben Ultraschall-Abstandssensoren kommen auch herkömmliche Bewegungsmelder zum Einsatz, die zum Beispiel anzeigen sollen, wenn ein Vogel die Flugbahn kreuzt. Die TinkerForge-Module wurden ausgewählt, weil sie sehr flexibel, erweiterbar und mit verschiedenen Sprachen programmierbar sind, argumentiert Schau.

Die fliegende Antenne ist Teil eines größeren Forschungsprojekts an der Uni Jena. Mit OpenRMSS (Open Rescue Management Support System) entwickeln die Forscher in Zusammenarbeit mit verschiedenen Rettungskräften eine offene und generische Kommunikations- und Datenplattform für die Kommunikation und den Datenaustausch der Einsatzkräfte bei einem Rettungseinsatz. Durch die Einbindung vernetzter mobiler Plattformen (etwas die RescueCloud) sollen Informationen schnell verfügbar sein. OpenRMSS erforscht Möglichkeiten und Grenzen derartiger Konzepte zur Überwachung, Unterstützung und Koordination eines Einsatzes. Auch neue Kanäle zur Information der Bevölkerung werden untersucht.

Neben dem Open-Source-Framework bietet das StartUp "Unired" darauf basierende Dienstleistungen wie Beratung, Aufbau und Wartung an. Erste Feldtests des OpenRMSS gab es beim Sundschwimmen in Stralsund und beim Pangea-Festival 2014 in Pütnitz. (dab)