100% Ökostrom in Costa Rica

Seit Jahresbeginn versorgt sich das mittelamerikanische Land allein über erneuerbare Energien

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Seit vergangenem Sommer gelingt es der kleinen Kanareninsel El Hierro, sich zu 100% über Strom aus erneuerbaren Quellen zu versorgen. Nach der ersten Insel weltweit, die sich allein mit Ökostrom versorgt, folgt nun mit Costa Rica ein ganzes Land. Denn das Land in Mittelamerika deckt seit Jahresbeginn seinen Strombedarf allein aus erneuerbaren Quellen. Und auch die Verbraucher werden dafür belohnt, dass in dem Land seit langem erfolgreich auf die Diversifizierung der Stromerzeugung gesetzt wird.

"Das Jahr 2015 war bisher sehr freundlich zur Umwelt Costa Ricas", schreibt das "Instituto Costarricense de Electricidad" (ICE). Das staatliche Unternehmen für Energieversorgung und Telekommunikation verweist darauf, dass seit Jahresbeginn weder klimaschädliches Öl, Gas noch Kohle verbrannt werden mussten, um den Strombedarf zu decken. Einen Anteil an dem Erfolg hätten auch die Regenfälle in den ersten drei Monaten gehabt, welche die vier Stauseen der wichtigsten Wasserkraftwerke im Land gut gefüllt hielten. Doch dazu kommen weitere erneuerbare Quellen. An zweiter Stelle stehe die Stromerzeugung über Geothermie, danach Windkraft, Biomasse und Solarenergie.

Dass derzeit der gesamte Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt werden kann, sorgt dafür, dass teure Importe von Rohstoffen unnötig sind. Das macht sich auch in den Geldbeuteln der Einwohner bemerkbar. Die Tarife seien bisher um 12% gefallen und weitere Preisermäßigungen stehen aus. "Unter den derzeitigen Bedingungen und mit den Reserven erwartet ICE weitere Preissenkungen im zweiten Quartal dieses Jahres für alle Konsumenten." Gesprochen wird von einer weiteren Ermäßigung um 15%.

Es zahlt sich aus, dass das Land auf die Diversifizierung seiner Stromerzeugung setzt, hat auch die Umweltschutzorganisation WWF schon gewürdigt. Im Jahresbericht 2014 wird herausgestellt, dass Costa Rica als erstes Land Lateinamerikas kurz davor stehe, einen historischen Meilenstein zu setzen: "100% erneuerbaren Strom zu erzeugen." Und tatsächlich ist das erste Quartal 2015 kein Sonderfall. Denn im gesamten Jahr 2014 hat das Land seinen Strombedarf schon zu 94% über Ökostrom gedeckt. Die Organisation weist auf die enormen Fortschritte hin, die vor allem in den letzten zehn Jahren gemacht wurden: "Costa Rica lässt keine Möglichkeit aus, um erneuerbare Energien zu nutzen."

Vor einem Jahrzehnt habe das Land mit seinen Vulkanen Anlagen zur Stromerzeugung über Geothermie mit einer Leistung von 145 Megawatt (MW) und über Windmühlen von 62 MW verfügt. Wurde die Geothermie-Leistung bis 2012 um knapp 50% gesteigert, wurde sie bei der Windkraft mit 148 MW sogar mehr als verdoppelt. Und der WWF weist darauf hin, dass noch 210 MW Leistung aus Geothermie und 215 MW aus Wind in den nächsten zehn Jahren zugebaut werden. 2021 soll das Land komplett seinen Strom CO2-Neutral produzieren. Inzwischen gab es wegen den ambitionierten Zielen sogar schon Kritik im Land, es würden teure Überkapazitäten geschaffen.

Denn zudem soll auch noch das Programm zur Erzeugung von Photovoltaikstrom erneuert werden. Seit 2010 wurden zehn Megawatt Leistung in 366 Anlagen angeschlossen. Die Förderung für neue Anlagen lief am 6. Februar aus. Sie soll nun aber, entgegen den vorherigen Aussagen, doch erneuert werden, erklärte der Energieversorger ICE, wenn die Regierung dafür die gesetzlichen Grundlagen schaffe. () Mit den Wasserkraftwerken und den Stauseen verfügt Costa Rica auch in weniger regenreichen Monaten die Möglichkeit, die Seen als Pumpspeicherkraftwerke wie auf El Hierro zu nutzen und überschüssigen Strom aus anderen erneuerbaren Quellen in den Seen zu speichern, um sie dann erst bei Bedarf wieder in Strom zu verwandeln.