Von Euro Hawk zu Triton: "Risikobasierter Einsatz" von Drohnen über Deutschland

Sollte der Hersteller Northrop Grumman den "Full Scale Demonstrator" Euro Hawk für flugtauglich befinden, soll die Großdrohne risikobasiert über Deutschland kreisen, damit das eingebaute Aufklärugsmodul ISIS weiter entwickelt werden kann.

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Euro Hawk

Eine Euro-Hawk-Drohne der Bundeswehr

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Der Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages hat in seiner Sitzung am Mittwoch darüber beraten, wie die eingemottete Drohne Euro Hawk wieder Testflüge absolvieren kann. Damit soll erreicht werden, dass das fast fertige Aufklärungssystem ISIS für die "Signalerfassende Luftgestützte Weiträumige Überwachung und Aufklärung" (SLÜWA) zu Ende entwickelt werden kann.

Sollte ISIS seine Eignungsprüfung bestehen, Funkfrequenzen aller Art aus großer Höhe zu überwachen, sollen Triton-Nachfolgemodelle der Baureihe Euro Hawk/Global Hawk angeschafft werden. Die Triton-Drohnen wurden für die für die Ozeanüberwachung konzipiert. Für den Einsatz über Deutschland wird ein regulatorischer Rahmen angestrebt, in dem eine "risikobasierte Zulassung" der Triton-Drohne wie die Wiederaufnahme der Euro-Hawk-Testflüge möglich ist.

Eine risikobasierte Zulassung bedeutet, dass die in großer Höhe über dem allgemeinen Luftverkehr fliegenden HALE-Drohnen (High Altitude Long Endurance) keine vollumfängliche Zulassung als Luftfahrzeug besitzen, sondern als "Luftfahrthindernis" nur in gesperrten Flugräumen aufsteigen und landen dürfen. Die vollständige Integration von Drohnen in den Luftverkehr wird nicht vor 2030 zu erwarten sein.

Gemäß der Beschlussvorlage soll es nun ein vorrangiges Ziel des Projektes sein, eine vorläufige Verkehrszulassung durch das im Januar 2015 neu gegründete Luftfahrtamt der Bundeswehr (LufABw) zu erhalten. Dann könnte der im September 2013 eingestellte Flugbetrieb mit dem im Dezember 2013 "eingemotteten" Full Scale Demonstrator Euro Hawk wieder aufgenommen werden, sofern die Maschine noch flugtauglich ist.

Die Flugtauglichkeitsprüfung durch den Hersteller Northrop Grumman soll 2,6 Millionen Euro kosten. Die Euo Hawk-Flüge sollen nötig sein, um das SIGINT-Modul ISIS "zu Ende" entwickeln zu können.

Erweist sich ISIS als funktionsfähiges System, so soll im nächsten Schritt die Einbaumöglichkeit in die Triton-Serie geprüft werden. Ursprünglich vom Rüstungs-Bundesamt geprüfte Alternativen, ISIS in ein bemanntes Flugzeug (Mittelstreckenjet oder ein Geschäftsflugzeug) einzubauen, werden nicht weiter verfolgt.

Neben dem allgemeinen Problem eines Drohneneinsatzes über Deutschland gibt es beim SIGINT-Projekt den zusätzlichen Stolperstein, dass die ISIS-Entwickler und die Testauswerter der Bundeswehr in Nienburg längst in anderen Projekten beschäftigt sind.

Bisherige Drohnen bei der Bundeswehr (6 Bilder)

Aufklärungsdrohne Aladin.
(Bild: Bundeswehr/Beylemans)

(jk)