Studie: Googles Mobilfunkangebot ist nicht das, was Kunden wollen

Laut einer Studie des US-Unternehmens Amdocs bewerten Mobilfunkkunden guten Kundenservice höher als gute Internetverbindungen und Netzabdeckungen. Amdocs schlussfolgert, dass Kunden neue Angebote wie Googles Project Fi ablehnen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 101 Kommentare lesen
Studie: Kunden wollen nicht zum Google-Mobilfunk wechseln

(Bild: Amdocs)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Reiko Kaps

Das US-Unternehmen Amdocs hat eine Umfrage von IE Market Research (IEMR) durchführen lassen. Nun legt Amdocs seine Interpretation der Umfrage unter rund 8500 Mobilfunknutzern in 16 Ländern in einer Studie vor. Die Firma kommt zum Ergebnis, dass Mobilfunknutzer am meisten Wert auf guten Kundenservice legen (89 Prozent). Für weniger wichtig halten die Befragten laut den Befragenden eine gute Internetverbindung und Netzabdeckung (59 Prozent).

Amdocs interpretiert die Ergebnisse auch vor dem Hintergrund von Googles neuartigem Mobilfunkangebot. Wörtlich teilt Amdocs dazu mit: "Mit dem „Project Fi“ will Google Mobilfunknutzern eigene Verträge anbieten und dabei vor allem auf die 3G- und LTE-Netzwerke ihrer Partner setzen. Der automatische Wechsel zwischen Mobilfunk und WLAN-Hotspots soll viele Vorteile wie eine gute Breitband-Abdeckung und wegfallende Roaming-Gebühren bieten. Eine weltweit durchgeführte Studie von Amdocs zeigt jedoch, dass dieses Geschäftsmodell nicht das ist, was Kunden wollen."

Die Autoren gingen unter anderem der Frage nach, ob Interessenten generell klassische Mobilfunkprovider bevorzugen oder zu Anbietern wechseln würden, die keine eigenen Netze unterhalten (Over-The-Top-Player, OTT). Aus der Amdocs-Studie gehen die Mobilfunk-Platzhirsche als Sieger hervor: 80 Prozent der Befragten würden demnach nicht zu einem OTT-Player-Angebot wie Project Fi wechseln.

Gründe für diese Entscheidung seien laut Amdocs der Schutz der Privatsphäre, Sicherheitsbedenken, Mangel an Vertrauen sowie Zweifel an der Dienste-Qualität der OTT-Angebote. Jedoch variiert der Grad der Ablehnung regional. Während Kunden im asiatisch-pazifischen Raum OTT-Playern laut Amdocs-Mitarbeiter Arno Brausch offener gegenüberstehen, seien besonders europäische Kunden den traditionellen Anbietern treu. Weitere Details zur Befragung und den untersuchten Regionen finden sich in der Studienpräsentation der Firma.

Amdocs arbeitet eng mit Telekommunikationsdiensteanbietern wie AT&T, T-Mobile, Vodafone oder A1 Telekom Austria zusammen, entwickelt Software und betreibt Dienste für Rechnungsstellung, fürs Kundenmanagement (CRM) und den Support. Die Studie hat das Unternehmen unter dem Namen Customer Experience Spotlight 2015 veröffentlicht.

Google bietet neuerdings in Nordamerika auch Mobilfunkverträge an. Das Unternehmen betreibt jedoch kein eigenes Mobilfunknetz, sondern setzt als virtueller Mobilfunker (MVNO) auf angemietete Mobilfunkkapazitäten bei Sprint und T-Mobile USA sowie auf WLAN-Hotspots.

Googles Tarifangebot unterscheidet sich teils stark von dem der etablierten Anbieter: Beispielsweise führt ein Minderverbrauch des gebuchten Datenvolumens zu einer anteiligen Gutschrift. Ab einer Monatsgebühr von 30 US-Dollar lassen sich unbegrenzte Gespräche innerhalb des Landes sowie nach Kanada führen, unbegrenzt Kurznachrichten in alle Welt senden und 1 GByte Daten übertragen. Jedes weitere GByte kostet zehn Dollar. An diesem Preis orientiert sich auch die Gutschrift für nicht verbrauchte Datenmengen: Wurden von einem GByte beispielsweise nur 300 MByte verbraucht, wird die Rechnung im Folgemonat sieben Dollar kleiner. Verbindungen ins Ausland werden zu den günstigen Hangouts-Tarifen verrechnet. (rek)