Verizon kauft AOL

Der US-Netzbetreiber Verizon möchte AOL übernehmen. Der Internetpionier verdient auch heute sein Geld noch mit Wählleitungszugängen. Doch Verizon hofft auf Werbeeinnahmen.

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AOL Maskottchen

AOL-Chef Tim Armstrong soll AOL auch nach der Übernahme weiterführen.

(Bild: dpa, Justin Lane)

Lesezeit: 2 Min.

Verizon hat sich mit dem AOL-Management auf eine Übernahme verständigt. Verizon bietet 50 US-Dollar je Aktie, womit AOL etwa 4,4 Milliarden Dollar wert ist. Das Angebot entspricht einem Aufschlag von 23 Prozent auf den durchschnittlichen Aktienkurs der letzten drei Monate.

Die üblichen Genehmigungen stehen noch aus, das Closing ist für den Sommer geplant. Im Januar hatte Verizon-Chef Lowell McAdam Verhandlungen mit AOL noch in Abrede gestellt.

AOL hatte zu seiner Blütezeit als Internet-Provider allein über 30 Millionen Abonnenten. Im Jahr 2000 fusionierte es im dem Medienkonzern Time Warner. Die unglückliche Verbindung wurde 2009 wieder getrennt. AOL ist inzwischen an dem Internet-Portal Huffington Post beteiligt und betreibt etliche Blogs.

Wer hat damals nicht zugegriffen bei den bunten Untersetzern?

(Bild: Wikipedia )

[Update 12.05.2015 14:21]:

AOL versteht sich selbst als Firma, die Medienmarken betreibt. Und in der Tat kommt der überwiegende Teil des Umsatzes aus der Vermarktung von Reklameplätzen und digitalen Inhalten. Doch ohne das Urgeschäft mit Wählleitungsabos würde AOL Verluste schreiben. Mehr als zwei Millionen US-Amerikaner zahlen für Dial-Up von AOL noch monatlich ihre Gebühren. Das Unternehmen hat darum herum eine erstaunliche Latte kostenpflichtiger Zusatzleistungen gestrickt, vom technischen Support bis zum Passwortmanager. Dieses Geschäftsmodell ist hoch profitabel, wenngleich die Umsätze langsam schrumpfen.

Doch Verizon interessiert sich natürlich für das Multimediageschäft, und traut sich offensichtlich zu, es in die Gewinnzone zu bringen. Insbesondere AOLs Werbeplattform werde Verizon neue Einnahmequellen erschließen, glaubt CEO McAdam. Er möchte den Kauf aus vorhandenen Geldmitteln sowie mit neuen Schuldpapieren finanzieren.

Das wird die Kreditwürdigkeit des Konzern negativ beeinflussen. 2018 oder 2019 möchte das Verizon-Management wieder die bisherige Bewertung erreichen. Der Netzbetreiber ist in 150 Ländern tätig und hat mehr als 175.000 Mitarbeiter. In den USA betreibt Verizon das nach eigenen Angaben größte LTE-Netz des Landes. (ds)