Japan: Großdemo gegen US-Stützpunkt

Auf Okinawa, dem "unsinkbaren Flugzeugträger" vor den Küsten Chinas, wehrt sich die Bevölkerung gegen die Präsenz des US-Militärs

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35.000 Menschen haben am Sonntag auf der japanischen Insel Okinawa gegen den Bau eines neuen US-Stützpunktes demonstriert, berichtet die Zeitung Mainichi. Bei einer Bevölkerung von etwas über 1,4 Millionen Personen in der ganzen Präfektur Okinawa, die neben der Hauptinsel Okinawa auch zahlreiche andere Inseln umfasst, ist das eine beachtliche Menge, die einiges über die große Unbeliebtheit der US-amerikanischen Truppen aussagt.

Mehr als die Hälfte der 47.000 in Japan stationierten US-Soldaten ist auf der vergleichsweise kleinen Insel stationiert, die rund 500 Kilometer süd-südwestlich der Hauptinseln liegt. Okinawa war einst das Zentrum des Ryukyu-Königreichs, das ab dem frühen 17. Jahrhundert von japanischen Feudalherren mehr und mehr kontrolliert und 1879 formal annektiert wurde. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs tobte auf der Insel eine heftige Schlacht zwischen japanischen und US-amerikanischen Truppen, die einem Viertel der Zivilbevölkerung das Leben kostete.

Okinawas Gouverneur Takeshi Onaga, der im Dezember mit dem Versprechen gewählt worden war, den neuen Stützpunkt nicht zuzulassen, sagte den Demonstranten zu, seinem Wahlversprechen treu zu bleiben. Er werde sich den Plänen der Regierung in Tokyo weiter widersetzen.

Bei dem Vorhaben geht es darum, die Basis Futenma aus der Stadt Ginowan zu verlegen. Für den neuen Standort in einer weniger dicht besiedelten Gegend soll es unter anderem Landaufschüttungen geben, die von Meeresbiologen und Umweltschützern stark kritisiert werden.

Das Hauptproblem ist aber, dass das US-Militär auf der Insel extrem unbeliebt ist, was angesichts dessen Dominanz und Rolle in der Region sowie der stiefmütterlichen Behandlung Okinawas durch Tokyo nicht weiter verwunderlich ist. In Ginowan belegen US-Stützpunkte über ein Drittel der Fläche. Insgesamt leben in den US-Niederlassungen etwas über 50.000 Militärs und Zivilisten, die sich nicht vor der japanischen Justiz zu verantworten brauchen und sich offensichtlich des öfteren entsprechend benehmen.