Gespiegelter BND

Einfluss des BND auf den SPIEGEL war umfangreicher als bekannt

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Die enge Kooperation zwischen dem Bundesnachrichtendienst und dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL in den Nachkriegsjahrzehnten gehört nach wie vor zu den unaufgearbeiteten Kapiteln deutscher Pressegeschichte. Während die "Spiegelaffäre" häufig als heroischer Akt zivilen Ungehorsams dargestellt wird, in dem sich ein liberaler Zeitungsmacher gegen den Staat gestellt habe, war tatsächlich die Kooperartion hinter den Kulissen erstaunlich eng (Im Spiegel des BND). So nutzte der BND 1962 die Besetzung der Redaktionsräume des Spiegels, um Dokumente verschwinden zu lassen, welche die intensive Zusammenarbeit ans Licht bebracht hätten. Derartiges hätte sowohl den BND als auch die vermeintlich unabhängigen Journalisten kompromittiert.

Nunmehr wurde bekannt, das auch der historische Bruch der Liason zwischen SPIEGEL und BND von 1971 heimlich abgedeckt war. Die Geheimdienstexperten Heinz Höhne und Herrmann Zolling hatte damals mit ihrer Serie "Pullach intern" die bis dahin umfangreichste Enthüllung des deutschen Auslandsgeheimdienstes geliefert. Wie die Berliner Zeitung nun berichtet, hatte der BND auch dieses Leck weitgehend unter Kontrolle. Bis zu fünf Schlapphüte inklusive Vizepräsident des BND Dieter Blötz standen den Federn zur Verfügung, um den Bericht zu schönen.

Sowohl das Kanzleramt als auch der BND hätten inhaltlichen Widerspruch angemeldet, der zu einem beträchtlichen Teil vom Spiegel berücksichtigt worden sei, zitiert die Berliner Zeitung den Historiker Jost Dülffer, der nun eine entsprechende Studie vorstellte. Bei den Geheimen störte man sich insbesondere an Despektierlichkeiten über "Führungsstil, Personal, Cliquen oder Bonner Rivalitäten". Die Bereitschaft des Nachrichtenmagazins erstreckte sich sogar auf die Vorlage zur Endredaktion der einzelnen Folgen.

In welchem Ausmaß der BND dem SPIEGEL bei seiner Außenwahrnehmung noch heute behilflich sein könnte, lässt sich dann wohl in 40 Jahren beurteilen. Besser vom BND beliefert wird dieser Tage der Axel Springer-Verlag, der sich Propaganda-Informationen zuspielen lässt und diese servil verbreitet.