Klimaschutzziele werden verfehlt

Verbände schlagen Alarm, dass die EEG-Aubaupfade für die erneuerbaren Energieträger nicht ausreichen, um den Treibhausgasausstoß im vorgesehenen Umfang zu reduzieren

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Der Bundesverband Windenergie (BWE) und der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE), warnen in einer gemeinsamen Presseerklärung, dass die Bundesrepublik ihr Ausbauziel für die erneuerbaren Energieträger verfehlen könnte. Mit dem im aktuellen Erneuerbaren Energien-Gesetz (EEG) definierten Ausbaukorridoren für Solar-, Windkraft- und Biogasanlagen sei das ebenfalls dort gesetzlich fixierte Ziel, im Jahre 2020 18 Prozent des Bruttoendenergieverbrauchs zu bestreiten, nicht zu erreichen. Das sei selbst dann unmöglich, wenn wie zuletzt der Ausbau der Windenergie weiter deutlich über den Vorgaben liegt.

"Ohne deutliche Verbesserungen schaffen wir lediglich etwa 17 Prozent. Dabei hat die Bundesregierung selbst nach Fukushima die Energiewende mit einem starken Ausbau der Erneuerbaren Energien gewollt. Nun sind es die politisch restriktiven Ausbaupfade, die die Energiewende-Dynamik kappen."
BEE-Geschäftsführer Hermann Falk

Beim Stromverbrauch hatte Deutschland Ende 2014 zwar bereits einen Anteil von 28 Prozent erreicht, da aber der größere Teil der Energie für den Verkehr und fürs Heizen aufgewendet und die Fortschritte dort geringer sind, beträgt der Anteil der Erneuerbaren insgesamt erst 13 Prozent. Im Rahmen der EU haben sich die Mitgliedsstaaten übrigens einen Anteil von 20 Prozent bis 2020 zum Ziel gesetzt.

Um herauszufinden, welche Auswirkungen die zuerst für die Solarenergie und später auch für Windkraft eingeführten konkreten Zielvorgaben von je 2500 Megawatt jährlich haben, gaben die beiden Verbände eine kleine Studie in Auftrag. In dieser wird mit Modellrechnungen nicht nur anhand der Ausbauziele, sondern auch der gegenwärtigen Trends im Bereich Einsparung, Kraftwärmekoppelung, und Sanierung des Gebäudebestandes nachgerechnet, wo wir 2020 stehen werden. Unter anderem wird in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass "mittelfristig (...) das ohnehin zu geringe Wachstum des EE-Wärmemarkts durch den jetzigen Zielkorridor für Biomasse im EEG zusätzlich gebremst" wird. Das Ergebnis: Weil sich in den anderen Sektoren wenig bis gar nichts tut, müsste im Stromsektor kompensiert werden.

Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Im Bereich der Solarenergie hat die Einführung des später sogar abgesenkten Korridors und der zu rasche Rückgang der für jeweils neue Anlagen garantierten Einspeisevergütung zum Abwürgen der einst boomenden Konjunktur geführt. Nach jeweils rund 7500 Megawatt Zubau in den Jahren 2011 bis 2012 wurden 2013 nur noch 3300 und 2014 1900 MW installiert, und das obwohl sowohl die Preise als auch die Einspeisevergütung drastisch zurückgegangen sind. Solarstrom aus neuen Anlagen ist heute um weit über 50 Prozent billiger als noch vor drei oder vier Jahren.

Der BWE sieht ähnliches auf die Windenergie an Land zukommen, die zu den billigsten Formen des sauberen Stroms gehört:

"Die mit dem EEG 2014 eingezogenen Ausbaukorridore drohen in Zusammenhang mit dem Systemwechsel hin zu Ausschreibungen den Ausbau der preiswerten erneuerbaren Energien deutlich abzubremsen. (...) Nach dem erfolgreichen Zubau insbesondere bei der Windenergie in 2014 und 2015 droht ein deutlicher Einbruch (...)"
BWE-Präsident Hermann Albers

Im Endergebnis wird Deutschland, sollte der gegenwärtige Kurs beibehalten werden, seine Klimaschutzziele deutlich verfehlen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die jährlichen Treibhausgasemissionen 2020 rund 50 Millionen Tonnen höher liegen werden, als sie nach den Zielen der Bundesregierung sollten. Zudem bedeutet ein heute langsamerer Aus- und Umbau, dass in den folgenden Jahrzehnten mehr getan und schneller gehandelt werden muss, um das Minderungsziel von 80 bis 95 Prozent bis 2050, das die Bundeskanzlerin Angela Merkel erst letzte Woche auf internationalem Parkett für Deutschland erneuert hat – ganz unverbindlich, versteht sich –, doch noch zu erreichen (siehe dazu: Merkel versucht sich mal wieder als Klima-Kanzlerin)