Chinas Investitions-Offensive

Die Volksrepublik verstärkt ihren Kapitalexport und steckt viel Geld in den Aufbau von Eisenbahnen und anderer Infrastruktur in befreundeten Ländern

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Russlands Präsident Putin meint, der Westen würde aus politischen Gründen massiv Kapital aus den BRICS-Ländern (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) abziehen. Das mag sein, doch mindestens ein Land aus diesem Club, dem Putin in diesem Jahr vorsitzt, arbeitet dem ähnlich massiv entgegen. China hat in den letzten Monaten diverse Energie- und Infrastrukturverträge mit Russland abgeschlossen und kürzlich Indiens Premierminister Narendra Modi mit über 22 Milliarden US-Dollar beglückt, die in Raumfahrt, Eisenbahnen, Solarmodulfabriken, Telekommunikation und ähnliches gesteckt werden sollen. Nun tourte auch noch Chinas Premier Li Keqiang mit Koffern voller Geld durch Lateinamerika.

Am meisten gab es für Brasiliens angeschlagene Präsidentin Dilma Rousseff. Umgerechnet 53 Milliarden US-Dollar will China dort in den nächsten zehn Jahren investieren. Größter Einzelposten ist der Bau einer transozeanischen Eisenbahn, die den brasilianischen Hafen Santos bei Sao Paulo mit der südperuanischen Hafenstadt Ilo verbindet. Die Strecke würde einen alten Traum der Region verwirklichen und nicht nur den brasilianischen Handel mit China erleichtern, sondern auch Peru, Bolivien und Brasilien besser miteinander verbinden.

Ein weiterer Teil der chinesischen Investitionen soll nach Rio de Janeiro fließen, um die Stadt fit für die – umstrittene – Olympiade im nächsten Jahr zu machen. Brasiliens Wirtschaft ist in den letzten Jahren nur sehr langsam gewachsen. Da kommen die chinesischen Milliarden wie ein warmer Regen.

Der Handel zwischen den beiden BRICS-Staaten ist im letzten Jahrzehnt förmlich explodiert. Von 6,5 Milliarden US-Dollar im Jahre 2003 wuchs er bis 2012 auf 83,3 Milliarden US-Dollar. Allerdings liefert Brasilien zu rund 80 Prozent Rohstoffe, unter anderem große Mengen Eisenerz. Das ist für seine Wirtschaft auf Dauer nicht sehr hilfreich, weil es die heimische Industrie und damit die Wertschöpfung im Lande eher behindert. Beide Seiten sprechen daher davon, dass sich das ändern soll, die brasilianische Regierung drängt chinesische Unternehmen, in Brasilien für den dortigen Markt und für den Export Fertigungskapazitäten aufzubauen.