Freedom Act beschlossen: NSA darf auch wieder US-Telefone überwachen

Der US-Senat hat den Freedom Act auf den Weg gebracht. Nun darf der Geheimdienst NSA Metadaten von Telekommunikation nicht mehr selbst sammeln, kommt aber weiterhin an die Informationen heran.

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US-Senat beschließt Freedom Act – NSA darf wieder Telefone überwachen

Das Capitol in Washington D.C., Sitz des US-Parlaments

(Bild: Public Domain)

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Von
  • dpa
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Der US-Geheimdienst NSA muss das massenhafte Sammeln von Verbindungsdaten künftig privaten Telefongesellschaften überlassen. Nach dem Abgeordnetenhaus stimmte der Senat am Dienstag mit 67 zu 32 Stimmen für die umfassendste Reform des Spionagegesetzes seit den Enthüllungen des geflüchteten Whistleblowers Edward Snowden. Präsident Barack Obama setzte das Gesetz bereits wenige Stunden nach der Abstimmung durch seine Unterschrift in Kraft.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Das als USA Freedom Act bekannte Gesetz erlaubt der National Security Agency auch weiterhin, die Festnetz- und Handyanschlüsse von Millionen US-Amerikanern Tag für Tag zu überwachen. Allerdings darf die NSA die Daten künftig nicht mehr selbst speichern, sondern muss diese Aufgabe nach einer Übergangsfrist von sechs Monaten an die Telefongesellschaften abgeben. Nur bei begründetem Terrorverdacht und nach Beschluss des Geheimgerichts FISC darf die Behörde die Daten abfragen. Die NSA muss ihre Arbeit zudem transparenter gestalten. Die Spionage im Ausland ist von der Reform nicht betroffen.

Dank der Abstimmung vom Dienstag kann die NSA ihre in der Nacht zum Montag vorübergehend gestoppte Telefonüberwachung nun fortsetzen. Ein politischer Zwist innerhalb der republikanischen Partei hatte dazu geführt, dass die Späh-Befugnis auslief und die NSA ihre Server herunterfahren musste. Als Befugnis zum massenhaften Sammeln von Daten hatte der Geheimdienst eine Gesetzesänderung nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 angeführt.

"Bemühungen, unsere Anti-Terror-Werkzeuge zu zerlegen, sind nicht nur unflexibel, sondern auch zeitlich äußerst unpassend", sagte der republikanische Mehrheitsführer Mitch McConnell. Er hatte versucht, die Reform zu stoppen. Das Gesetz nehme "denjenigen ein weiteres Werkzeug, die jeden Tag unser Land verteidigen". Vor knapp drei Wochen hatte das Repräsentantenhaus mit einer breiten Mehrheit für die Reform gestimmt. Der Freedom Act wurde bereits seit Anfang 2014 im Kongress diskutiert, jedoch ohne Ergebnis.

Spionage-Befürworter McConnell versuchte am Dienstag vergeblich, die durch das Reformgesetz vorgesehenen Einschränkungen der Spähtätigkeit so klein wie möglich zu halten. Das Weiße Haus hatte zuvor erneut darauf gedrängt, die Reform zu verabschieden. Die "Spielereien" müssten ein Ende haben, hatte Regierungssprecher Josh Earnest gesagt.

Edward Snowden hatte die Spionagepraxis der NSA im Sommer 2013 öffentlich gemacht. Ihm droht in den USA weiterhin ein Prozess wegen Geheimnisverrats. "Fakt ist, dass Herr Snowden sehr schwere Straftaten begangen hat", hatte Earnest am Montag betont. Er müsse vor Gericht gestellt und für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden. (anw)