Tolle Tarnkappe

Ein Forscher der Hewlett Packard Labs hat ein System zur automatischen Unkenntlichmachung von Gesichtern auf Aufnahmen von Videokameras entwickelt

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Wir hatten mal eine Rubrik im Heft, die hieß "Gut gemeint". Aus Gründen, die ich hier nicht weiter diskutieren möchte, ist sie aus dem Heft verschwunden – aber manchmal vermisse ich sie wirklich schmerzhaft. Neulich war wieder so ein Tag: Das virtuelle Datenschutzbüro vermeldete unter Berufung auf den New Scientist, ein Forscher der Hewlett Packard Labs habe ein System zur automatischen Unkenntlichmachung von Gesichtern auf Aufnahmen von Videokameras entwickelt.

Coole Sache, dachte ich – bis ich das Kleingedruckte las: Das "Cloak" genannte System soll die Gesichter von Personen, die sich nicht aufzeichnen lassen wollen, automatisch unkenntlich machen. Dazu muss das Gerät allerdings wissen, wen es unkenntlich machen soll. Das funktioniert, indem der betreffende einen speziellen GPS-Empfänger bei sich trägt, der seine Position dann an das Kameranetzwerk meldet.

Ist das jetzt besonders naiv oder besonders raffiniert? Ich meine, ich kann mir schon vorstellen, dass man solch ein System an irgendwelche besorgten Lokalpolitiker verkaufen kann – aber in dem Moment, wo einigermaßen ernsthaft in der Presse über das Ding berichtet wird, müsste doch schallendes Gelächter ausbrechen? Was eigentlich als Schutz der Privatspäre daherkommt, generiert mal eben im Vorübergehen massenhaft hochauflösende Bewegungsprofile. Das ist Ironie in Vollendung.

Auf der anderen Seite ist das System natürlich eine konsequente Umsetzung des Argumentes: Wer nichts zu verbergen hat, braucht sich auch nicht zu fürchten. Und mit der Veröffentlichung von Google Latitude und anderen Buddy Findern ist das Kind eh im Brunnen – in zwei bis drei Jahren machen nur noch die Paranoiker und die üblichen Verdächtigen sich Gedanken über unkontrolliert veröffentlichte Positionsdaten ihres Handys. Wer weiß, vielleicht bin ich ja einfach nur altmodisch. (wst)