Vor der Abfahrt einmal pusten

Volvo hat ein Sicherheitssystem entwickelt, mit dem ein Auto seinen Dienst verweigert, sollte der Fahrer alkoholisiert sein. Eine Entwicklung, auf die die Menschheit angesichts der vielen Tausend Verkehrstoten in jedem Jahr gewartet hat?

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Im Mai hatte ich über die noch immer unfassbar hohe Zahl an Menschen gebloggt, die Jahr für Jahr im Straßenverkehr sterben – im letzten erfassten Zeitraum 2005 waren es allein in den Vereinigten Staaten über 43.000, in Deutschland im selben Jahr über 5000. Besonders schlimm daran ist, dass ein großer Teil der Opfer mit Alkohol am Steuer zu tun hatte - 39 Prozent der Unfälle beispielsweise 2004 in den USA, in Europa ist es jeder dritte Crash. Ich stellte damals deshalb die Frage in den Raum, warum Autos nicht einfach künftig mit einem Alkoholsensor ausgestattet werden, der das Fahren im bierseeligen Rauschzustand erst gar nicht erlaubt.

Der schwedische Autokonzern Volvo, für seine Erfindungen im Bereich der Fahrzeugsicherheitstechnik wohl bekannt, hat sich des Problems nun angenommen – und ein System geschaffen, wie ich es mir damals vorstellte. Es nennt sich "Alcoguard" (Video) und soll sich für gut 850 Euro in Autos einbauen lassen – Nachrüstung nicht ausgeschlossen. Mit dem Gerät an Bord muss der Fahrer vor jedem Losfahren in ein Handheld-Teil pusten. Es übermittelt dann drahtlos an das Fahrzeug, ob der Nutzer "einen im Tee" hat – oder eben nicht. Der Grenzwert orientiert sich dabei an der aktuellen schwedischen Gesetzgebung: Ab 0,2 Promille ist Schluss mit der Fortbewegung auf vier Rädern, das Fahrzeug verweigert dann schlicht seinen Dienst.

Eine Kalibrierung auf nochmals geringere Alkoholwerte (0 Promille-Grenze) ist möglich – ebenso eine Überbrückung des Motors in Gefahrensituationen (allerdings schwierig und als Standardumgehung des Systems nicht zu empfehlen). Außerdem erfasst Alcoguard nur Menschen – ein Luftballon oder eine andere externe Zufuhr "sauberer" Luft trickst das Gerät nicht aus.

In Schweden wird Alcoguard bereits bei ersten Händlern angeboten. Volvo glaubt, das insbesondere Fuhrunternehmen, Taxifahrer und Betreiber von Autoflotten erste Abnehmer sein könnten – überall dort, wo sichergestellt werden muss, dass der Fahrer nüchtern ist. Auch mit einer geringeren Haftpflichtversicherung könnte man das System der Kundschaft schmackhaft machen.

Von einer Zwangsanwendung ist man allerdings noch weit entfernt – was zur Annahme eines solchen Systems durch die breite Bevölkerungsmasse wohl auch die beste Methode ist. Volvos System wirkt auf den ersten Blick jedenfalls sehr durchdacht. Man muss sich allerdings fragen, warum die Menschen nicht einfach selbst genügend Verantwortung entwickeln, bei Alkoholgenuss den Wagen stehen zu lassen. (wst)