Suchen im Netz der Nutzer

Bislang entscheiden fast immer Computer, welche Webadressen als Antwort auf eine Suchanfrage aufgelistet werden. Die nächste Generation von Suchmaschinen aber nutzt auch Einschätzungen von Menschen - und die müssen nicht einmal etwas davon wissen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Ralf Grötker

Manche Dinge können so einfach sein. "Busverbindung" eingeben - und voilà: Die Busverbindung von der Haltestelle um die Ecke in Richtung Saarbrücker Innenstadt wird angezeigt. Oder "Alan": Prompt erscheinen nicht ein paar Millionen Webseiten, auf denen dieser Name vorkommt, sondern nur die des Max-Planck-Doktoranden Alan Mislove. "PeerSpective" heiflt die Technik, die solche genauen Treffer ermöglicht. Entwickelt wurde der Prototyp am Max-Planck-Institut für Softwaresysteme in Saarbrücken. "Wir wollten wissen, wie stark man bei der Suche von der sozialen Umgebung profitieren kann", erklärt Mislove. Wann immer einer der zehn am Projekt beteiligten Wissenschaftler eine Webseite aufruft, wird deren Bezeichnung und auch der Inhalt der Seite im institutseigenen Netzwerk gespeichert. Bei Suchanfragen wird dann nicht nur Google herangezogen, sondern auch, nach Popularität geordnet, eine Liste aller vom Forschungsteam besuchten Internetseiten.

"Soziale Netzwerke für die Internetsuche nutzen", so haben Mislove und seine Kollegen den Aufsatz betitelt, in dem sie ihr Verfahren darstellen. Und damit liegen sie voll im Trend: Unter dem Etikett "social search" arbeiten mittlerweile eine ganze Reihe von Start-ups ebenso wie die Groflen der Suchbranche an der nächsten Generation von Suchtechnologien für das Internet. Die Ausprägungen sind höchst vielgestaltig, aber immer geht es dabei darum, durch die Einbeziehung menschlicher Bewertungen aus den Abermilliarden von Webseiten besser diejenigen Ergebnisse herauszufiltern, die den Suchenden vor dem Bildschirm wirklich interessieren.

Schon die Ergebnisse von PeerSpective sind beachtlich: Die institutseigene Suchmaschine, von Mislove in nur einer Woche programmiert, gibt den beteiligten Wissenschaftlern nicht nur den raschen Zugriff auf Seiten, die innerhalb der eigenen Gruppe populär sind. Darüber hinaus zeigt sie auch Ergebnisse an, die mittels Google gar nicht zu finden gewesen wären - Seiten des sogenannten "Deep Web" wie beispielsweise Einträge in Online-Bibliothekskatalogen oder Vorträge auf den Internetseiten von internationalen Konferenzen; solche erst auf Nutzeranforderung aus Datenbanken generierten Seiten bleiben Suchmaschinen normalerweise verborgen. Knapp acht Prozent aller tatsächlich angeklickten Suchergebnisse, so das Fazit der Pilotstudie, ... (bs)