Urlaubsgrüße an Einbrecher – wie Selfies Kriminelle anlocken

Nicht nur ein überfüllter Briefkasten macht Einbrecher neugierig. Auch ein unbedarft gepostetes Selfie aus dem Urlaub kann zur Einladung für Kriminelle werden. Gerade jetzt zur Ferienzeit.

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Einbrecher

Bild von der Facebook-Seite der Polizei Hagen in NRW

(Bild: Polizei Hagen)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Valentin Gensch
  • dpa
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"Und, wo wart ihr heute Morgen so joggen?", fragt ein Mann über Twitter. Dazu postet er ein Selbstporträt. Im Hintergrund des Bildes sind ein Strand, das Meer und Palmen zu sehen. Was nach einem einfachen Urlaubsgruß aussieht, könnte auch ein Gruß an Einbrecher sein. Die Polizei warnt Nutzer von sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und Co. davor, öffentlich einsehbare Selfies aus dem Urlaub zu posten. Sie könnten Kriminellen eine Steilvorlage bieten.

Wer dann auch noch seinen Klarnamen verrät, handelt sich womöglich Probleme ein: "In Vernehmungen von Tätern ist bereits bestätigt worden, dass Einbrecher soziale Netzwerke als Instrument nutzen", sagt der Sprecher des hessischen Landeskriminalamts, Max Weiß. Wie viele Einbrüche jedes Jahr über soziale Medien geplant werden, werde nicht erhoben.

Die polizeiliche Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts (BKA) in Wiesbaden zeigt, dass im vergangenen Jahr bundesweit etwa 150.000 Einbrüche in Wohnungen und Häuser begangen worden sind. Allein das Diebesgut hatte einen Wert von 422,3 Millionen Euro.

Vor allem in der dunklen Jahreszeit verschaffen sich Kriminelle Zugang in die fremden vier Wände. So wurden im November 2014 rund 17.300 Einbrüche registriert, im Dezember sogar 19.600. Dagegen gingen die Zahlen während der Sommermonate deutlich zurück. Im Juli 2014 wurden rund 9630 Einbruchsdiebstähle registriert, im August 9980 Taten.

Obwohl während der Sommerzeit also deutlich weniger eingebrochen wird, warnt die Polizei plakativ: "Ich möchte mich bei allen bedanken, die auf Facebook posten, wann sie in Urlaub sind", heißt es unter dem Bild eines maskierten Einbrechers mit Brecheisen in der Hand. Veröffentlicht hat es die Polizei aus Hagen in Nordrhein-Westfalen auf Facebook. "Wegen der hohen Arbeitsbelastung wird es mir nicht möglich sein, jeden persönlich zu besuchen", steht dort weiter.

"Natürlich nutzen Einbrecher soziale Netzwerke, um Taten zu planen", sagt auch Mohammed Khamis, der nach eigenen Angaben jahrelang selbst Einbrüche begangen hat, aber aus der Szene ausgestiegen ist und Präventionsarbeit leistet. Er hielt im vergangenen Jahr etwa an der Polizeiakademie Niedersachsen einen Vortrag zum Thema Bandenkriminalität und Schutzgelderpressung, wie eine Sprecherin der Akademie bestätigt. Durch Einbrüche sei er in sein kriminelles Leben eingetreten.

Inzwischen arbeitet Khamis unter anderem als Autor. "Früher war es der überfüllte Briefkasten, der signalisiert hat, wenn jemand nicht Zuhause war", erklärt Khamis. Heute würden potenzielle Einbruchsopfer über das Internet ausgekundschaftet.

Portale wie Facebook, Instagram, Google+ oder Twitter wollen sich zu dem Thema nicht äußern. LKA-Sprecher Weiß weist auf Privatsphäre-Einstellungen der sozialen Netzwerke hin. Diese sollten so konfiguriert sein, dass nicht jeder Nutzer Bilder einsehen könne. "Urlaubsbilder lieber gezielt Einzelpersonen schicken oder in eine Gruppe posten", sagt Weiß.

Der Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, Harald Schmidt, ergänzt: Automatische E-Mail-Antworten könnten genauso Hinweise auf leerstehende Wohnungen sein wie die Klassiker: geschlossene Rollläden, ungeleerte Briefkästen oder Mitteilungen auf dem Anrufbeantworter. (anw)