Indoor-Navigation: Google kontra Apple

Rund zwei Jahre nach der Vorstellung von Apples iBeacons bringt nun auch Google ein eigenes System für Bluetooth-Funkfeuer heraus. Was ändert sich dadurch?

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Rund zwei Jahre nach der Vorstellung von Apples iBeacons bringt nun auch Google ein eigenes System für Bluetooth-Funkfeuer heraus. Was ändert sich dadurch?

Eine Zeitlang sah es so aus, als würde Google Apple kampflos das Feld überlassen. Vor rund zwei Jahren hatte Apple seine „iBeacons“ vorgestellt – kleine Sender, mit denen sich Smartphones via Bluetooth Low Energy auch in geschlossenen Räumen Zentimetergenau orientieren können. (GPS funktioniert draußen nur bis ungefähr zehn Meter genau und drinnen gar nicht.)

Ich habe das damals für eine ziemlich disruptive Angelegenheit gehalten. Doch damit war ich wohl etwas voreilig. Zumindest in Deutschland haben meines Wissens weder iBeacons oder andere Indoor-Navigationslösungen bisher irgendetwas nennenswerts gerissen.

Das könnte sich nun ändern: Google hat sein eigenes System für BLE-Beacons vorgestellt. Es heißt „Eddystone“, ist quelloffen und arbeitet – anders als Apples iBeacons – mit sämtlichen Plattformen zusammen. Als Anwendungsbeispiel nennt Google eine Bushaltestelle, an der sich automatisch Fahrplan und E-Ticket öffnen.

Die Eddystone-Beacons können nicht nur ihre eigene ID verschicken, sondern auch eine URL, die sich dann im Browser öffnen lässt. Das ist kein ganz unwesentlicher Unterschied. Eigentlich können Beacons den Nutzer nicht orten, da sie nur senden und nicht empfangen. Um Apples iBeacons und ähnliche Lösungen allerdings nutzen zu können, muss der Nutzer eine App haben, die mit dem Server des Anbieters kommuniziert. Der Datenaustausch könnte etwa folgendermaßen klingen: App: „Ich empfange hier die Beacons 123, 456 und 789. Wo bin ich, und was haben die zu bedeuten?“ Server: „Du stehst direkt vor dem Regal mit den Sonderangeboten. Heute gibt es übrigens zwei iPhones zum Preis von einem.“

Das Problem dabei: Über diesen Umweg lassen sich Nutzer eben doch orten. Nicht jeder Kunde möchte das (ich zum Beispiel nicht). Versenden die Beacons wie beim Google-System aber nur bestimmte Online-Adressen, lassen sich praktisch alle nötigen Parameter wie der genaue Ort übergeben, ohne dass ein Smartphone irgendwo nachfragen und sich zu erkennen geben muss.

Ob solche Vorteile und Googles Open-Source-Politik reichen, Beacons flächendeckend zu verbreiten? Ein zentrales Problem ist damit nämlich noch nicht behoben: Irgendjemand muss die Beacons in ausreichender Dichte installieren und regelmäßig die Batterien ersetzen. Das werden beispielsweise Händler sein, die sich davon einen höheren Umsatz versprechen. Doch wirklich Not tut eine verlässliche Indoor-Navigation woanders, zum Beispiel in großen Bahnhöfen mit vielen Ebenen. Deshalb finde ich es charmanter, die bestehende Funk-Landschaft zu kartieren und zur Navigation zu nutzen, wie es das Projekt Dimis tut. Aber immerhin ist mir Googles Ansatz schon mal sehr viel sympathischer als der von Apple. (grh)