US-Armee startet Großmanöver in der Ukraine

Rapid Trident 2015 mit 1.800 Soldaten aus 18 Staaten

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Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit in Westeuropa hat in der Ukraine ein Großmanöver der ukrainischen Armee, der US-Streitkräfte und verbündeter Nato-Staaten begonnen. Die Übung Rapid Trident (Schneller Dreizack) wurde am Montagmorgen mit einer militärischen Zeremonie im westukrainischen Jaworiw bei Lwiw (Lemberg) gestartet.

Sie soll elf Tage dauern und die gemeinsame Aktion der ukrainischen Armee und den USA sowie weiterer Nato-Staaten der "Partnerschaft für den Frieden" trainieren. Die Bundeswehr ist mit wenigen Offizieren anwesend, andere europäische Nato-Staaten sind deutlich stärker vertreten.

Nachdem Russland im vergangenen Jahr heftig gegen das seit 1998 jährlich unter der Ägide des US-Kommandos in Europa stattfindende Manöver in der Ukraine protestiert hatte, herrscht in diesem Jahr seltsames Schweigen. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hatte Anfang Juli nach einer Anfrage der Linksfraktion über die deutsche Beteiligung an Rapid Trident 2015 und der Übung "See Breeze" (Seebrise) im Schwarzen Meer ab Ende August dieses Jahres berichtet und diese Meldung nun wieder aufgegriffen. Von Seiten der US-Armee herrscht aber weitgehend Schweigen.

In der Ukraine wurde eine Facebook-Seite mit Informationen zum Manöver online gestellt. Es scheint, dass die Organisatoren keinen erneuten Konflikt mit Moskau provozieren wollen, ohne aber auf die Übung zu verzichten. An "Rapid Trident 2015" nehmen nach militärischen Quellen 1.800 Soldaten aus 18 Nationen teil. Das ist eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Damals hatten sich 1.300 Soldaten aus 15 Nato-Staaten und der Ukraine beteiligt.

Neben den beiden Manövern in der Ukraine ist die Bundeswehr ist dieses Jahr mit 4.400 Soldaten an 16 Übungen in Polen und im Baltikum beteiligt (Nato dehnt Übungen in Osteuropa aus). Diese Manöver sind nach Angaben der Bundesregierung Teil eines Aktionsplans, der beim letzten Nato-Gipfel in Wales beschlossen wurde. Dazu gehöre auch die Schaffung einer Schnellen Eingreiftruppe, der so genannten Very High Readiness Joint Task Force (Streitkräftegemeinsamen Einheit in höchster Bereitschaft).

Die Bundesregierung kündigt in ihren Antworten auf die Fragen der Linksfraktion auch eine "verstärkte Übungspraxis im östlichen Bündnisgebiet" an. Die erhöhte Militärpräsenz in Osteuropa sei eine "Reaktion auf das veränderte Sicherheitsumfeld in Europa und dient der Rückversicherung der Alliierten", hieß es bereits Anfang des Monats in Berlin. Neben den USA sei Deutschland daher seit dem 16. April 2015 mit Soldaten in Kompaniestärke in Osteuropa präsent, im Fall der Bundeswehr demnach mit bis zu 250 Soldaten.

Im Übrigen sollten die Nato-Übungen in der Region künftig ausgedehnt werden. Dies könnte allerdings erneut für Ärger sorgen: Das Minsk-II-Waffenstillstandsabkommen besagt, dass "alle ausländischen bewaffneten Formationen, militärische Ausrüstung und Söldner von Territorien der Ukraine zurückgezogen" werden müssen.