Microsoft: Milliardenverlust aufgrund des Nokia-Debakels

Der Kauf von Nokias Handy-Sparte sollte Microsoft zum Wettbewerber von Samsung und Apple im Smartphonegeschäft machen - das wurde jedoch zum Mega-Flop. Und das Geschäft mit Windows-Lizenzen schwächelt auch, während Cloud-Dienste boomen.

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Microsoft
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Von
  • Jürgen Kuri
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Hohe Sonderlasten sorgten für den größten Quartalsverlust in der Unternehmensgeschichte von Microsoft. Im vierten Geschäftsquartal verbuchte Microsoft einen Nettoverlust von 3,195 Milliarden Dollar. Schuld ist die Übernahme des Handy-Geschäfts von Nokia, das sich zu einem monumentalen Flop entwickelt hat.

Im Vorjahreszeitraum hatte Microsoft noch einen Gewinn von 4,6 Milliarden Dollar erzielt. Abschreibungen und Umbaukosten im Zusammenhang mit der im Frühling 2014 übernommenen Handy-Sparte rissen tiefe Löcher in die Bilanz. Microsoft schreibt 7,6 Milliarden Dollar ab, inklusive anderer Sonderaufwendungen wurde das Quartalsergebnis sogar mit 8,4 Milliarden Dollar belastet.

Microsoft-Chef Satya Nadella freut sich über Erfolge mit Cloud-Diensten und hofft auf Windows 10.

Vor etwa zwei Wochen erst hatte Microsoft einräumen müssen, dass der insgesamt fast 9,5 Milliarden Dollar teure Zukauf von Nokia sich zu einem großen Debakel entwickelt hat. Mit Nokia-Smartphones wollte der Konzern Apple und Samsung angreifen. Doch die Geräte blieben ein Ladenhüter. Neben der Riesenabschreibung kündigte der Microsoft an, weitere 7800 Mitarbeitern zu entlassen.

Auch beim Umsatz musste Microsoft zuletzt Abstriche machen. Der Umsatz sank um gut fünf Prozent auf 22,18 Milliarden Dollar. Der PC-Absatz schwächelte weiter, die boomenden Cloud-Dienste und steigende Verkäufe der Spielkonsole Xbox konnten den Abwärtstrend nur teilweise abfangen.

Zudem enttäuschte das Geschäft mit Windows-Betriebssystemen und entsprechenden Lizenzen – die Sparte "Devices and Consumer", in der Windows und die Smartphones zusammengefasst sind, musste laut Microsoft vor allem wegen geringerer Umsätze mit Smartphones, Windows und Office Rückgänge hinnehmen. Dagegen sind die Umsätze der Abteilung mit den Surface-Tablets und der XBox gestiegen. Allein die Umsätze mit den OEM-Versionen von Windows, mit den Endverbraucher-Offerten für Office und mit Windows Phone sanken um insgesamt 34 Prozent, die mit OEM-Windows alleine um 22 Prozent.

Die Umsätze mit Unternehmenslizenzen für Office fielen ebenfalls, und zwar um 18 Prozent. Dagegen stand ein Anstieg der Umsätze mit Cloud-Diensten um 88 Prozent – vor allem durch den Wechsel von Kunden zu Office 365. Die Umsätze mit Cloud-Diensten für Unternehmen liegen mittlerweile höher als die Umsätze mit der Firmen-Variante von Office (832 Millionen gegenüber 823 Millionen US-Dollar.

Vorstandschef Satya Nadella sieht in den Ergebnissen allerdings schon erste Erfolge des Wechsels in Microsofts Geschäftsstrategie, die künftig unter dem Stichwort "Cloud first, Mobile first" vor allem in Cloud-Dienstleistungen und Diensten für Mobilgeräten bestehen soll.

Außerdem hofft Nadella nun auf den Start von Windows 10: "Die anstehende Veröffentlichung von Windows 10 schafft neue Möglichkeiten für Microsoft und unser Öko-System." (jk)