Treffsichere Antibiotika

Eine französische Firma will Bakterien genauer bekämpfen und Resistenzen vermeiden.

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Von
  • Elena Zafra

Eine französische Firma will Bakterien genauer bekämpfen und Resistenzen vermeiden.

Seine Antibiotika stellt sich der junge Franzose Xavier Duportet wie Scharfschützen vor: Sie zielen genau auf die schädlichen Bakterien, die anderen lassen sie am Leben. Damit will der Gründer der Firma Eligo Biosciences das Defizit von konventionellen Antibiotika umgehen. Sie unterscheiden nicht zwischen ihrem eigentlichen Ziel und guten Bakterien, die etwa bei der Verdauung helfen oder das Immunsystem trainieren. Ungleichgewichte in der Bakterienflora (Dysbakterie) und Resistenzen bei überlebenden schädlichen Bakterien sind die Folgen.

Doch wie kann ein Antibiotikum ausschließlich zu den schädlichen Bakterien gelangen? Duportet nutzt ein auf den ersten Blick ungewöhnliches Transportmittel: Viren, genauer Bakteriophagen. Sie sind auf einen bestimmten Bakterienwirt spezialisiert und infizieren die Bakterien, indem sie ihr eigenes Erbmaterial einschleusen. Duportet rüstete diese Bakteriophagen für ihre Scharfschützen-Mission auf: Im ersten Schritt entfernte er zusammen mit seinem Partner David Bikard ihr Erbmaterial.

Dann ersetzten sie es durch künstlich erzeugte DNA, der die Forscher gewissermaßen ein Tötungsprogramm eingebaut hatten. Dabei handelt es sich um die Bauanleitung für das sogenannte CRISPR/Cas9-System. Einmal in der Bakterienzelle, zerstückelt es deren Genom an ganz bestimmten Stellen. Der Erreger stirbt. Auf diese Weise lassen sich gefährliche Bakterien eliminieren, selbst wenn sie gegen herkömmliche Medikamente resistent sind. Gleichzeitig bleibt der Rest des Mikrobioms unberührt.

"Eligobiotika" nennt Duportet sein zielsicheres Medikament. Die Entwicklung treibt er mit weiteren Partnern in der Firma Eligo Biosciences voran, einem Spin-off vom MIT und der Rockefeller University. "Wenn eine Dysbakterie Krankheiten verursacht, können wir das korrigieren", ist er überzeugt. Er erinnert daran, dass es derzeit kein Medikament gibt, das einen Patienten von multiresistenten Darmbakterien befreien kann, ohne auch hilfreiche Bakterien zu schädigen. Ebenso wenig gebe es Möglichkeiten, gezielt bestimmte Stämme jener E.-coli-Bakterien zu bekämpfen, die in Zusammenhang mit der Durchfallerkrankung Morbus Crohn stehen.

Derzeit testet Duportet in Tierver-suchen unterschiedliche Virushüllen: In Studien mit Mäusen konnten laut Duportet multiresistente Staphylokokken effizient und schnell bekämpft werden. Auch die Arbeit an einer Methode, um Virushüllen für verschiedene Arten und Stämme herzustellen, hat bereits begonnen. Duportet hofft darauf, in zwei Jahren Tests bei Morbus-Crohn-Patienten beginnen zu können. Die Finanzierung hat er dafür bereits sicher: Sein Unternehmen erhielt jüngst eine Unterstützung in Höhe von zwei Millionen Euro von der Risikokapitalgruppe Seventure. (bsc)