Antares-Explosion: NASA veröffentlicht Bericht und neue Bilder

Die NASA hat neue Bilder von der Explosion der Antares-Rakete vom Oktober 2014 sowie den Untersuchungsbericht veröffentlicht. Die Ursache des Unfalls konnte nicht exakt ermittelt werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 98 Kommentare lesen
Selbstzerstörung der Antares-Rakete

"Orbital ATK und die NASA sollten bessere Einblicke in und besseres Verständnis von Motordesign, -zertifizierung und -betrieb haben."

(Bild: NASA/Joel Kowsk)

Lesezeit: 3 Min.

Am 28. Oktober 2014 explodierte eine unbemannte Antares-Rakete samt dem daran montierten Cygnus-Raumfrachter. Das Unternehmen Orbital Sciences (heute Orbital ATK) sollte damit im Auftrag der NASA Fracht zur internationalen Raumstation ISS bringen. Nun liegt eine 11-seitige Zusammenfassung des Untersuchungsberichts (PDF) vor, der nicht mit Kritik spart. Die NASA hat unterdessen neue Fotos von dem Unglück veröffentlicht, bei dem keine Personen zu Schaden kamen.

Die Explosion ereignete sich 15 Sekunden nach dem Start. Ausgelöst wurde sie laut Bericht in der Turbopumpe eines der Raketenmotoren, und zwar durch Reibung zwischen dem Rotor und den nicht beweglichen Teilen der Pumpe. Die Reibung führte zu Funken, die den flüssigen Sauerstoff entzündeten. Die bei der Rakete eingesetzten Motoren vom Typ AJ26 gehen auf das sowjetische Modell NK-33 zurück. Es wurde in den frühen 1970er-Jahren als Teil des Russischen Mondprogramms N-1 entwickelt.

Explosion der Antares-Rakete (25 Bilder)

Antares-Start

(Bild: NASA/Joel Kowsky)

Was allerdings die Reibung verursacht hat, konnte die NASA nicht eruieren. Das Untersuchungsteam machte drei mögliche Ursachen aus, die entweder alleine oder in einer Kombination verantwortlich sein dürften. Festgestellt wurden sowohl ein Produktionsfehler als auch Spuren eines Fremdkörpers, der schon vor dem Aufschlag auf dem Boden im Motor gewesen sein muss. Es dürfte sich aber um kein großes Objekt gehandelt haben.

Dritte mögliche (Mit)Ursache ist ein Designfehler, der den nämlichen Bereich der Turbopumpe anfällig für Feuer und Fehlverhalten macht. Der Bericht kritisiert, dass die Motoren nicht ausreichend für den Einsatz in einer Antares-Rakete getestet worden seien. Außerdem seien sowohl bei den Tests als auch beim Flug zuwenige Messinstrumente eingesetzt worden.

Orbital ATK möchte in Zukunft Motoren vom Typ RD-181 einsetzen. Der Untersuchungsbericht mahnt intensivere Tests und Inspektionen an, außerdem mehr und besser platzierte Instrumente beziehungsweise Sensoren, mehr Sauberkeit und besseren Schutz gegen eindringende Feuchtigkeit. Die letzte Empfehlung ist besonders schmerzhaft: "Orbital ATK und die NASA sollten bessere Einblicke in und besseres Verständnis von Motordesign, -zertifizierung und -betrieb haben."

Orbital ATK selbst hat eine eigene Untersuchung durchgeführt, an der auch Mitarbeiter der NASA und der Luftfahrtbehörde FAA beteiligt waren. Laut Spacenews sieht der Orbital-Bericht die Schuld "mit hoher Wahrscheinlichkeit" in einem Fertigungsmangel.

Als weitere mögliche, aber weniger wahrscheinliche Ursachen werden andere technische Probleme sowie "schlechte Langzeitlagerung" angeführt. Letzteres habe zu Korrosion geführt. Lieferant GenCorp (Aerojet Rocketdyne) hatte das bereits im April in Abrede gestellt und einen eingedrungenen Fremdkörper als Auslöser des Unglücks genannt. Klar ist: Niemand möchte den Schwarzen Peter haben. (ds)