Schweden: Hilfe für männliche Opfer sexueller Gewalt

Außer Kontrolle

Eine Notfallklinik soll nicht nur helfen, sondern das Thema auch prominenter machen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wenn von sexueller Gewalt gesprochen wird, wird meist die Konstellation Mann = Täter, Frau = Opfer angenommen. Unabhängig davon, dass die Anzahl der sexueller Gewalt ausgesetzten Frauen laut Dunkel- und Hellziffer höher ist als die der Männer, sind jedoch auch Männer verschiedenster Alterstufen betroffen. Im Bereich der sexuellen Gewalt gegen Kinder sind Jungen bzw. junge Männer oft auch Opfer von eher spöttisch oder gar beifälligen Kommentaren, wenn der Täter weiblich war - bei männlichen Tätern ist die Akzeptanz des Leidens der Opfer größer.

Sexuelle Gewalt gegenüber männlichen Erwachsenen gibt es im Bewusstsein vieler höchstens im Homosexuellenbereich oder aber als Machtinstrument in Gefängnissen. Dies führt dazu, dass sexuelle Gewalt (oder gar eine Penetration) beim männlichen Opfer nicht nur das Leid ob der Tat, sondern auch ob der eigenen sexuellen Ausrichtung und der weiteren Identität führen.

2014 wurden in Schweden 370 Fälle der sexuellen Gewalt gegenüber Jungen und Männern gemeldet. Eine Notfallstation für männliche Opfer sexueller Gewalt soll jetzt auf die speziellen Bedürfnisse dieser Opfer eingehen. Das traditionelle Rollen- und Geschlechterverständnis sorgt dafür, dass Männer noch weniger über Erlebnisse sexueller Gewalt sprechen als Frauen. Die Klinik soll darüber hinaus auch dazu beitragen, mehr über das Thema zu erfahren und es stärker in die Öffentlichkeit zu bringen. Außerdem soll sie den Opfern helfen, mit dem Erlebten leben zu können.