HP-Beschäftigte feiern Ablösung von Fiorina

Selten sind sich die Börse und die Mitarbeiter eines Unternehmens so einig: Die Ablösung von Carly Fiorina als HP-Chefin wurde mit Jubel begrüßt

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Michelle Delio
  • Brad King
Inhaltsverzeichnis

Kurz nach HPs offizieller Ankündigung, dass Firmenchefin Carly Fiorina gehen muss, knallten bei Hewlett-Packard die Sektkorken.

Zeit für Mitgefühl blieb dabei nicht - und traurig war auch niemand. Stattdessen feierten die Angestellten unverhohlen und ausgelassen die Befreiung von "Ihrer königlichen Schrecklichkeit" - ein Spitzname, den sich Fiorina durch ihre ruppige Behandlung der kleinen Mitarbeiter eingehandelt hatte.

Eine Liebesbeziehung zwischen der Chefin und ihren 151.000 Untergebenen bei HP gab es weiß Gott nicht. Seitdem sie 1999 in das Unternehmen kam, hassten viele Mitarbeiter sie mit Leidenschaft - und zwar ganz persönlich. "Als heute morgen die Ankündigung kam, tanzten die Leute wortwörtlich in ihren Büros", sagte eine Angestellte aus der Geschäftskundenabteilung.

Ganz harmonisch ist die Beziehung zwischen dem oberem Management eines Unternehmen und gewöhnlichen Beschäftigten eigentlich nie. Doch bei HP war der Frust in den Arbeitsgruppen schlichtweg riesig. Díe Wut entlud sich vor allem in persönlichen Attacken gegen Fiorina. Doch die eigentlichen Gründe lagen sehr viel tiefer.

Vor allem Fiorinas Management-Stil, bei dem die Erwartungen der Börse scheinbar vor allem anderen, auch dem viel gepriesenen Innovationsgeist des Unternehmens, standen, wurde von den Mitarbeitern gehasst. Schließlich ist HP dasjenige Unternehmen, dem die Entwicklung des ersten PCs zugeschrieben wird, ebenso wie wissenschaftliche Taschenrechner oder der Tintenstrahl- und Laserdruck.

Fiorinas Wall-Street-Besessenheit ließ große Teile des Innovationsgeistes bei HP verblassen und führte schließlich zu einer bislang nie gekannten Veränderung in der Welt der HPler: Die ersten Entlassungen der Firmengeschichte. Letztlich fanden sich 15.000 der damals 85.000 Angestellten bis Ende 2003 ohne Job wieder.

Vor Fiorina setzte HP auf eine konservative Wachstumsstrategie, danach ging es nur noch um "Bigger is Better" - eine Ansicht, die die wenigsten HP-Mitarbeiter teilten, die gerade wegen der ruhmreichen Geschichte des Unternehmens dort arbeiteten.

"Wie soll man gute Produkte gestalten, wenn man ständig das Gefühl hat, bald gefeuert zu werden?", fragt ein Angestellter aus der PC-Abteilung. "Immer dann, wenn die Quartalszahlen anstanden, hatten wir Angst, dass die nächste Entlassungsrunde kommt." "Es hieß immer, dass unser Team, unser Projekt und unsere Abteilung nur dann nicht dicht gemacht werden, wenn wir härter arbeiten als alle anderen. Fiorina hat uns ausgesaugt."

Unzufrieden war man mit Fiorina vor allem, weil sie sich der ursprünglichen Mission des Unternehmens so wenig verbunden fühlte. Das wurde am sichtbarsten, als sie sich mit dem Gründernachfahren Hewlett zerstritt, der gegen die Entscheidung des Konzerns war, einen Fusion mit Compaq durchzuführen.