Klebstoff aus Nanopartikeln schließt chirurgische Wunden

Nach Operationen werden zumeist Nähte und Klammern verwendet, um das Gewebe wieder zu verschließen. Ein neues Verfahren verspricht eine Vereinfachung.

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Von
  • Anna Nowogrodzki

Nach Operationen werden zumeist Nähte und Klammern verwendet, um das Gewebe wieder zu verschließen. Ein neues Verfahren verspricht eine Vereinfachung.

Minimal invasive Operationen erobern die Chirurgie – so lässt sich etwa ein Blinddarm über nur kleine Einschnitte entnehmen. Das Schließen der inneren Wunden ist jedoch nicht ganz so einfach. So müssen Ärzte nach wie vor Nähte und Klammern verwenden, die von außen nur schwer zu manipulieren sind. Bereits verfügbare Kleber lassen sich zudem schwer zu inneren Wunden bringen.

In absehbarer Zeit könnte sich das ändern, hofft ein Team von Forschern an der Harvard Medical School und dem Brigham and Women's Hospital in Boston. Sie haben einen Kleber basierend auf Nanotechnik entwickelt, der sich durch Nadeln injizieren lässt und der sowohl für minimal invasive Eingriffe als auch für Augenoperationen geeignet ist.

"Wir hatten zuvor schon Gewebekleber und Patches zum Verkleben von Wunden entwickelt", sagt Jeff Karp, leitender Autor der Studie. "Die Herausforderung dabei war aber: Wie kann man das Material an die richtige Stelle befördern?"

Um den Klebstoff durch eine haardünne Nadel injizieren zu können, ohne dass diese verstopft, entwickelte das Wissenschaftlerteam zunächst eine spezielle Form von Nanopartikeln, die erst aushärten und eine Versiegelung bilden, wenn eine zweite Chemikalie injiziert wird. Der Klebstoff lässt sich schneller und mit kompakteren Instrumenten zur Wunde bringen, als dies mit Nähten, Klammern oder herkömmlichen Klebern möglich wäre. Er ist zudem elastischer und eignet sich dadurch besser für vernarbungsfreie Gewebeanwendungen. "Der Kleber ähnelt einem Gummiband, das sich immer wieder zusammenziehen lässt. Allerdings ist er biologisch abbaubar", sagt Karp.

Das Nanopartikelverfahren lässt sich auch für andere Klebstoffe anpassen, die für chirurgische Anwendungen geeignet sind – etwa im Bereich des Herzens. Hier suchen Mediziner schon seit längerem nach Möglichkeiten, Wunden leichter zu verschließen.

Karp und sein Team haben ihr Verfahren bislang an einem Kuhauge und dem Ohr einer lebenden Maus getestet. Als nächstes sollen Tierversuche mit Kaninchen und Ratten folgen. Sollten diese erfolgreich verlaufen, könnte es mit klinischen Tests am Menschen weitergehen. Erforscht werden auch verschiedene Auslösemechanismen für das Aushärten des Klebers – darunter auch Licht und Hitze. Dies soll die Anwendung durch den Chirurgen möglichst flexibel machen.

Update: Hinweis auf Verwendung herkömmlicher Kleber ergänzt. (bsc)