120 Millionen Dollar für Gen-editierendes Start-up

In den USA fließt weiter viel Geld in noch nicht börsennotierte Biotechfirmen. Das in Fachkreisen sehr bekannte Jungunternehmen Editas Medicine bekam jetzt eine weitere Finanzspritze und will damit neuartige Medikamente entwickeln.

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  • Anna Nowogrodzki

In den USA fließt weiter viel Geld in noch nicht börsennotierte Biotechfirmen. Das in Fachkreisen sehr bekannte Jungunternehmen Editas Medicine bekam jetzt eine weitere Finanzspritze und will damit neuartige Medikamente entwickeln.

Editas Medicine, eines der Unternehmen an der vordersten Front bei der Gen-Editiermethode CRISPR, hat 120 Millionen Dollar neues Kapital aufgenommen und möchte damit Therapien gegen Krebs, Retina-Erkrankungen und Sichelzellenanämie entwickeln. Das wurde am Montag bekanntgegeben.

Die Ankündigung zeigt stark steigendes kommerzielles Interesse an CRISPR, einer erst wenige Jahre alten Technologie. Außerdem macht sie Ziele und Strategie von Editas besser erkennbar. Das Unternehmen wurde von einigen der prominentesten Erfinder des Systems zum Editieren von Genen gegründet, darunter Feng Zhang, Forscher am Broad Institute der Harvard University und am MIT. "Wir wollen Medikamente produzieren", sagte Editas-CEO Katrine Bosley bei einem Gespräch am Firmensitz im US-Bundesstaat Massachusetts.

Die neue Investorenrunde wurde angeführt von Boris Nikolic, früher Chefberater für Wissenschaft und Technologie bei der Bill & Melinda Gates Foundation und jetzt Geschäftsführer der Anlagegesellschaft bng0. Wie Editas bestätigte, gehört auch Gates selbst zu den neuen Investoren, außerdem eine Reihe von weiteren wohlhabenden Personen, die anonym bleiben wollen.

Editas hatte vor der jetzigen Runde bereits 43 Millionen Dollar Kapital aufgenommen und gehört damit zu einer Reihe von nicht börsennotierten Biotechfirmen, die viel Geld für neuartige Therapien einsammeln. In diesem Jahr hat zum Beispiel auch die Biotechfirma Moderna Therapeutics 450 Millionen Dollar aufgenommen. Und Juno Therapeutics, das mit genetisch manipulierten T-Zellen als einem entscheidenden Teil des Immunsystems Krebs bekämpfen will, hatte sich vor seinem Börsengang in diesem Jahr ebenfalls 300 Millionen Dollar privates Kapital besorgt.

CRISPR ist besonders vielversprechend in Bezug auf präzise Veränderung an Zellen. Einem Patienten entnommene T-Zellen zum Beispiel könnten editiert und dann seinem Körper wieder zugeführt werden – diesen Ansatz verfolgt Editas in einer Kooperation mit Juno. Ähnlich könnten bei Patienten mit Sichelzellenanämie Zellen repariert und zurück ins Blut injiziert werden.

Noch allerdings stecken solche Therapien in einem frühen Stadium. Bei Editas gibt es noch keine klinischen Studien mit Zellen, die mittels CRISPR editierte wurden. "Wir wollen nicht mit Patienten anfangen, wenn wir noch nicht fertig sind und noch keine Programme für sie haben", sagt Bosley.

Die Chefin möchte nicht über alle Projekte reden. Neben möglichen T-Zell-Therapien gegen Blutkrebs erwähnte sie aber als zweites wichtiges Vorhaben eine Therapie gegen eine vererbliche Retina-Erkrankung namens LCA 10, bei der ein nicht funktionierendes Protein in den Photorezeptoren des Auges zum Erblinden führt. Editas-Forscher haben Retinazellen aus den Augen von Betroffenen entnommen und ihnen mit Hilfe von CRISPR funktionierende Proteine verliehen – einstweilen aber nur im Labor.

Außerdem beschäftigt sich Editas mit der Bekämpfung von Sichelzellenanämie. Und, so sagt Bosley, "es gibt noch ein paar interessante Viruserkrankungen." Mit HIV befasse sich Editas derzeit aber nicht, obwohl sich der Investor Nikolic in seiner Zeit bei der Gates Foundation in diesem Bereich engagiert hatte.

Die jüngste Finanzierungsrunde kommt weniger als zwei Jahre nach der Gründung von Editas. "Anfangs habe ich in einer Kleiderkammer gearbeitet", sagt Morgan Maeder, der im Oktober 2013 als erster Wissenschaftler dort eingestellt wurde. Inzwischen hat das Unternehmen mehr als 40 Mitarbeiter. (sma)