Swisscom und Ericsson peilen LTE-Advanced mit 335 MBit/s an

Die beiden Unternehmen bündeln dafür drei Träger im Mobilfunknetz der Swisscom. So erzielen sie zwar ähnliche Geschwindigkeiten wie die Telekom in ihrem Netz, aber das Züricher Demo-System dürfte auch für Deutschland wegweisend sein.

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Swisscom, Ericsson und Qualcom demonstrieren nächste LTE-Ausbaustufe

(Bild: Ericsson)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic

Der Schweizer Netzbetreiber Swisscom will für die nächste Ausbaustufe seines LTE-Advanced-Netzes FDD- und TDD-Betriebsmodi kombinieren. Dafür habe Swisscom eine "komplette kommerzielle LTE Advanced-Lösung" bezogen, die drei Träger aus zwei Frequenzbändern bündelt, meldet der Netzwerkausrüster Ericsson.

Was die Technik leisten kann, haben weltweit bereits diverse Feldversuche gezeigt. Vodafone Portugal hat bereits im Juni dieses Jahres angekündigt, FDD- und TDD-Bänder kombinieren zu wollen, wenngleich in einer Konfiguration, die maximal 220 MBit/s liefert. Ericsson und Swisscom haben zusammen mit dem Chip-Hersteller Qualcom am 18. August in Zürich ein Testsystem im Swisscom-Netz in Betrieb genommen, das zwei TDD-Träger aus dem 2,6-GHz-Band (je 20 MHz Breite) mit einem FDD-Träger aus dem 2,1-GHz-Band kombiniert (15 MHz Breite).

Auf der Teilnehmerseite setzten die Unternehmen einen Prototypen ein, der mit dem LTE-Modem Snapdragon X12 von Qualcomm arbeitet. In Probeläufen lieferte das Demo-System bis zu 335 MBit/s zum Teilnehmer. Im bislang schnellsten deutschen LTE-Advanced-Netz lieferte die Telekom im Regelbetrieb maximal 300 MBit/s, freilich durch Bündelung zweier FDD-Träger.

Den Regelbetrieb peilt Swisscom für den Sommer 2016 an. Dafür sollen zunächst Schweizer Metropolregionen abgedeckt werden, meldet Ericsson. Smartphones, die gleichzeitig auf mehreren FDD- und TDD-Trägern einrasten können, dürften ab Ende 2015 auf den Weltmarkt kommen. In Deutschland sind im Regelbetrieb bisher nur FDD-Modi üblich.

Mobilfunknetzbetreiber haben zwar Mühe, mit den Anforderungen an Kapazitäten mitzuhalten, zurzeit verstärken sie aber lediglich den ohnehin deutlich schnelleren Uplink ihrer Netze. Ein weiteres Beispiel dafür ist die Kombination von FDD- und TDD-Frequenzbändern, bei denen die TDD-Kapazität komplett dem Downlink zugeschlagen wird.

Beim Frequency Division Duplex, FDD, senden das Netz und die Teilnehmer gleichzeitig in separaten Frequenzbereichen. Regulierungsbehörden teilen daher FDD-Frequenzbänder paarweise zu, beispielsweise 2 x 5 MHz für Up- und Downlink.

In der TDD-Betriebsart (Time Division Duplex) funken Sender und Empfänger abwechselnd auf der gleichen Frequenz. Bei der SDL genannten Variante schlägt man das gesamte TDD-Frequenzband dem Downlink zu; daher die Bezeichnung Supplemental Downlink. Das Teilnehmergerät sendet in diesem Band gar nicht. Welche der beiden Varianten im Züricher Demo-System zum Einsatz kamen, nannte Ericsson nicht. Die TDD-bezeichneten Bänder lagen bisher in Europa und auch in Deutschland weitgehend brach. Sie bergen aber noch reichlich Potenzial für neue LTE-Ausbaustufen, während die FDD-Bänder längst in Betrieb sind und in Ballungsgebieten vielfach schon ausgereizt sind. (dz)