Clinton übertrumpft Obama bei den Erneuerbaren

Hillary Clinton, derzeit aussichtsreichste demokratische Präsidentschaftskandidatin, will die installierte Solarleistung in den USA bis zum Ende ihrer ersten Amtszeit versiebenfachen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter Fairley

Hillary Clinton, derzeit aussichtsreichste demokratische Präsidentschaftskandidatin, will die installierte Solarleistung in den USA bis zum Ende ihrer ersten Amtszeit versiebenfachen.

Die US-Stromversorgung soll bis 2027 zu 33 Prozent von erneuerbaren Energien getragen werden. Als wichtigsten Anreiz dafür sieht sie Steuervorteile für Solarenergie, von denen sie sich massive frühe Zuwächse erhofft. So soll die installierte Leistung von heute rund 20 Gigawatt auf 140 Gigawatt steigen.

Experten wie Francis O'Sullivan, Forschungsleiter der MIT Energy Initiative, halten das von Clinton vorgeschlagene Tempo für ambitioniert, aber "durchaus im Bereich des Möglichen". Um das Ziel von 140 Gigawatt schon früh im nächsten Jahrzehnt zu erreichen, sei ein Zubau von 10 bis 15 Gigawatt pro Jahr nötig; die Branche habe 2014 in den USA etwa sieben Gigawatt installiert.

Mehr Energie aus erneuerbaren Quellen bringe zwar Probleme für die Netzbetreiber, aber dafür gäbe es Lösungen. Das eigentliche Problem sei, dass durch Clintons Solarausbau der Strommarkt mit billigem Strom geflutet werden könnte. Dadurch könnte Solarstrom seine eigene Wirtschaftlichkeit untergraben.

Denn die Produktionskosten von erneuerbarer Energie liegen, nachdem die Anlagen installiert sind, bei fast null. Dadurch kann sie auf unregulierten Märkten billiger angeboten werden als konventionell erzeugter Strom. Durch Clintons Solarpläne könnten laut O'Sullivan die relativ teuren Gas-Spitzenlastkraftwerke verdrängt werden, an denen sich die Preise zu Spitzenzeiten orientieren. Dadurch würden die Einnahmen im Stromgeschäft insgesamt sinken, sodass sich die Installation neuer Solaranlagen weniger lohnt.

Zur gleichen Zeit wie Clinton verkündete Präsident Barack Obama Reduktionsziele für die Kohlendioxidemissionen der Stromversorgerbranche bis 2030. Laut dem Weißen Haus soll sein Clean Power Plan den Ausstoß um 32 Prozent gegenüber 2005 senken. Das entspricht einer Reduzierung um 870 Millionen Tonnen pro Jahr. Ein Großteil davon soll die Stilllegung von Kohlekraftwerken liefern. Deren Anteil an der US-Stromerzeugung soll von 39 Prozent (2013) auf 27 Prozent (2030) sinken.

Als eine wichtige Alternative zur Kohle sieht die Umweltschutzbehörde EPA Erdgas. Doch nach Obamas Plan soll dessen Anteil an der US-Stromerzeugung mit derzeit 27 Prozent stabil bleiben. Zur Schließung der Lücke, die durch weniger Kohlekraftwerke entstehen würde, sieht er erneuerbare Energien vor: Sie sollen bis 2030 volle 28 Prozent des US-Stroms liefern. Das wäre mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2013 und deutlich mehr als von der EPA zunächst geplant.

Auch eine weitere Änderung zum EPA-Plan setzte Obama durch: Die Umweltbehörde wollte bereits 2020 mit der Dekarbonisierung der Stromerzeugung beginnen. Doch die Branche warnte: Es könne das Netz destabilisieren, wenn wichtige Infrastrukturen wie Erdgas-Pipelines nicht rechtzeitig fertig werden. Obama hat daher das verbindliche Startdatum auf 2022 verschoben. Ein Anreizprogramm soll aber schon vorher freiwillige Projekte zur Emissionsverringerung vorantreiben. Dazu bietet der Plan doppelte Kohlendioxid-Gutschriften für Bundesstaaten, die Wind- und Solarinstallationen bis 2021 realisieren.

O'Sullivan hält Obamas Strategie für "gut durchdacht". Die bis zu 300 Millionen Tonnen an Kohlendioxid-Gutschriften durch das neue Programm seien für Entwickler im Bereich erneuerbarer Energien attraktiv. Verglichen mit Clintons Ankündigungen nehmen sich Obamas Pläne trotzdem bescheiden aus. (bsc)