Verirrte Galileo-Satelliten für Forschung freigegeben

Die Galileo-Satelliten, die ungewollt in elliptischer Umlaufbahn um die Erde kreisen, haben doch noch einen Nutzen: Ein Bremer Wissenschaftler will ihre Daten für Nachweise zu Einsteins Relativitätstheorie nutzen.

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Soyuz-Rakete

Eingefrorene Treibstoffleitungen führten dazu, dass die Soyuz-Trägerrakete die Satelliten auf die schiefe Bahn brachte.

(Bild: ESA)

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Von
  • dpa

Die in einer falschen Umlaufbahn ausgesetzten Galileo-Satelliten sollen jetzt der Forschung zur Relativitätstheorie dienen. Ein Bremer Wissenschaftler bekommt dafür Zugriff auf die Daten der beiden Satelliten. Er werde im Oktober mit der Auswertung beginnen, teilte die Universität am Montag mit. Wegen eingefrorener Treibstoffleitungen hatte eine Trägerrakete die Satelliten für das europäische Navigationssystem im vergangenen Jahr statt in 23.000 Kilometern Höhe in einer elliptischen Umlaufbahn ausgesetzt.

Der Abstand der beiden Satelliten zur Erde ändert sich zweimal täglich von 17.500 auf 25.000 Kilometer. Professor Claus Lämmerzahl vom Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation will die gespeicherten Zeitdaten für den bisher genauesten Nachweis der gravitativen Rotverschiebung nutzen. Diese Vorhersage nach Albert Einsteins Relativitätstheorie besagt, dass Gravitation die Zeit beeinflusst.

1978 hatten Forscher das bereits bei einem Experiment mit zwei identischen Uhren untersucht: Die an Bord einer Rakete in 10.000 Kilometern Höhe lief demnach schneller als die auf der Erde. Den Effekt konnten die Wissenschaftler den Angaben zufolge damals bis auf die vierte Nachkommastelle messen. Wegen der große Menge an Daten von den beiden fehlgeleiteten Galileo-Satelliten erwartet Lämmerzahl diesen nun auf mit einer um den Faktor 10 verbesserten Genauigkeit nachweisen zu können.

Satellitennavigationssystem Galileo (4 Bilder)

Galileo-Satellit

FOC-Satellit (Full Operational Capability) für das Galileo-System bei den letzten Vorbereitungsarbeiten in Kourou
(Bild: ESA)

(axk)