Wirksamkeitsschub für die Chemotherapie

Forscher an der University of Texas haben Genstrukturen entdeckt, die den Kampf gegen Krebszellen mit bestehenden Medikamenten erleichtern könnten.

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Von
  • Katherine Bourzac

Wissenschaftlern ist es gelungen, Gene zu identifizieren, die Lungentumore vor dem häufig verwendeten Chemotherapie-Wirkstoff Paclitaxel (Markenname: Taxol) zu schützen scheinen. Ohne diesen Schutz lassen sich Krebszellen bereits mit Dosen abtöten, die 10.000 Mal niedriger liegen. Damit könnten Kombinationspräparate möglich werden, die Tumore mit niedrigeren Wirkstoffmengen und damit geringeren Nebenwirkungen bekämpfen.

Die Studie, die von Forschern am Southwestern Medical Center der University of Texas durchgeführt wurde, ist eine der ersten, die das Abschalten von Genen mittels RNA-Interferenz einsetzt, um die Wirksamkeit von Medikamenten am gesamten menschlichen Erbgut zu testen. Das Team um den Zellbiologen Michael White benötigte nur sechs Wochen für die Untersuchung von insgesamt 21.000 Genen.

White fand heraus, dass mindestens 87 Gene mit der Empfindlichkeit von Lungentumoren gegenüber Chemotherapie-Wirkstoffen zusammenhängen könnten. "Es existieren bereits Medikamente und natürliche Wirkstoffe, die einige dieser Gene beeinflussen können", erklärt er. Nun könne man testen, welche davon in Verbindung mit Paclitaxel zu einer besseren Krebsbekämpfung führten.

Die Reaktionen, die der Körper von Krebspatienten auf Chemotherapie-Wirkstoffe wie Paclitaxel zeigt, sind oft völlig unterschiedlich und kaum vorherzusehen. Einigen Patienten hilft die Therapie gar nicht, anderen schon - doch dann kehrt der Tumor später resistent wieder zurück. "Wir wollen die molekulare Basis identifizieren, auf der Krebszellen auf den Wirkstoff reagieren", erklärt White. Paclitaxel werde den meisten Lungenkrebspatienten verabreicht und inzwischen auch häufig bei Brust- und Eierstock-Tumoren verwendet.

Wie bei jedem anderen Chemotherapie-Verfahren auch kommt es dabei zu Nebenwirkungen wie Schmerzen oder Übelkeit. Ein Kombinationspräparat, das die Wirksamkeit des Wirkstoffs erhöht, könnte diese unerwünschten Effekte deutlich reduzieren.

Um die Zielgene zu identifizieren, verwendete das Team um White eine RNA-Interferenz-Bibliothek, die erst seit anderthalb Jahren kommerziell verfügbar ist. Sie ermöglicht es, nahezu jedes menschliche Gen verlässlich abzuschalten.

Dabei ergab sich, dass einige überraschende Gene mit dem Schutz der Krebszellen vor Paclitaxel zu tun zu haben scheinen. Der Wirkstoff beeinflusst zwar die Zellteilung, aber viele der beim RNA-Interferenz-Screening entdeckten Gene haben mit diesem Prozess gar nichts zu tun - beispielsweise ein Sperma-Protein, das sich oft in Eierstock-Krebszellen finden lässt.

Tito Fojo, Wissenschaftler am Krebsforschungszentrum des US-National Cancer Institute, sieht die Studie positiv. Ganz ohne "Trial and Error" könne man aber auch in Zukunft nicht auskommen. Neue Therapieformen seien erst dann zu erwarten, wenn es Wirkstoffe gäbe, die die entsprechenden Gene direkt angingen. "Je mehr wir verstehen, wie diese Medikamente wirklich wirken, umso besser ist es. Die RNA-Interferenz wird hier künftig eine wichtige Rolle spielen." (bsc)