Warnung vor Gefahren in Schwellenländern

Die "Notenbank der Notenbanken" sieht die Gefahren wegen hoher Verschuldung, niedriger Rohstoffpreise und starkem Dollar wachsen

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Es haben sich angesichts der Konjunkturflaute in China in den letzten Wochen schon deutliche Verwerfungen an Finanzmärkten gezeigt. Mit massiven Eingriffen hatten Regierung und chinesische Zentralbank immer wieder zur Stabilisierung interveniert. Doch der Abwärtstrend hält an, allein in den letzten drei Monaten hat der chinesische Leitindex fast 40% eingebüßt und die Verunsicherung ist groß.

Die fallende Nachfrage nach Rohstoffen in China und die damit einhergehenden purzelnden Preise Schwellenländern führen zu Problemen. Brasilien ist ein gutes Beispiel dafür, das schon tief in der Rezession steckt. Gerade wurden die brasilianischen Anleihen von der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) auf "BB+" und damit auf "Ramsch"-Niveau herabgestuft.

Doch nicht nur Schwellenländer trifft die Lage in China deutlich, auch Japan, Australien und Kanada rutschen schon in die Rezession ab.

Nun hat am Sonntag die in Basel ansässige Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem neuen Quartalsbericht die Gefahren in den Schwellenländern in den Mittelpunkt gestellt, weil sie dort deutlich Alarmsignale ausmacht. Die Notenbank der Notenbanken, deren Berichte bisweilen unverhüllt große Probleme aufzeigen, ist zunehmend "besorgt über wachsende Schwächen in aufstrebenden Volkswirtschaften, insbesondere China" und sorgt sich damit auch um die weltweiten Wachstumsaussichten.

Die BIZ weist vor der möglichen Zinserhöhung durch die US-Zentralbank FED am Donnerstag auf Probleme hin, dass von Rohstoffexporten abhängige Schwellenländer in der letzten Zeit doppelt in die Zange gerieten. Auf der einen Seite brechen ihnen durch niedrige Rohstoffpreise die Einnahmen weg, während durch Abwertungen der eigenen Währungen und die Stärke des US-Dollar die Lasten der oft in Dollar angehäuften Schulden steigen.

Die Banken kämen aber vermutlich nicht nur in China und Brasilien in eine bedrohliche Lage, auch in der Türkei habe die Kreditvergabe im ersten Quartal ein bedrohliches Verhältnis angenommen. Ähnliche Sorgen macht man sich in Basel auch über die Entwicklung in Indonesien, Singapur und Thailand. Die BIZ führt aus, dass eine bedenkliche Kreditvergabe, wie sie in einigen Ländern zu beobachten war, in der Vergangenheit in zwei Dritteln aller Fälle in den nächsten Jahren zu erheblichen Problemen im Bankensektor geführt hätten, weshalb in einigen Ländern Jahren massive Turbulenzen erwartet werden dürfen.

Würde die FED am Donnerstag die Leitzinsen erhöhen, würde das die Auswirkungen auf Schwellenländer weiter verstärken. Kapital würde noch stärker aus den Schwellenländern abfließen, wie längst zu beobachten ist, der Dollar würde vermutlich noch deutlich zulegen, womit die Probleme für Schwellenländer noch größer werden. Schon deshalb hatte China drohend den Finger drohend erhoben und Druck auf die US-Notenbank gemacht, die sie für die Verwerfungen in China verantwortlich gemacht hat.

Zinssätze in den USA geben weltweit den Takt vor

Das Problem der BIZ ist, dass sie letztlich praktisch nun gegen eine Anhebung der Leitzinsen argumentiert. Die Zinswende der FED wird damit vermutlich frühestens im Dezember kommen. Dabei waren es gerade die Notenbanker in Basel, die lange Zeit auf die Gefahren der ultralockeren Geldpolitik hingewiesen und dafür plädiert haben, diese Politik zurückzunehmen. Denn die bewirke Langzeitschäden im Produktionssystem und eine gefährliche Fragilität im Finanzsystem.

Immer wieder hatte sie erklärt, dass die extreme Geldpolitik, die immer gefährlicher auch von der Europäischen Zentralbank (EZB) betrieben wird, die Gefahren für die Finanzmarktstabilität nicht mehr vermindert, sondern erhöht. Das Kosten‑Nutzen‑Verhältnis dieser Politik habe sich immer weiter verschlechtert, argumentiert die BIZ seit geraumer Zeit.

Eben weil man mit dieser Politik immer tiefer in eine gefährlich Sackgasse gefahren ist, könnte eine Zinswende in den USA nun zur Initialzündung für steigende Zinsen werden. Die Zinsen würde damit vermutlich nicht nur für verschuldete Schwellenländer zum ernsthaften Problem werden, wenn man sich die Verschuldungsquoten von Euroländern anschaut, die in der "Rettung" explodiert sind.

Die BIZ hat in einer Studie gerade ebenfalls herausgearbeitet, dass die Zinssätze in den USA maßgeblich für die Zinsenentwicklungen praktisch weltweit verantwortlich sind. Sie haben sich in den letzten Jahren, "ungeachtet der jeweiligen Phase im nationalen Konjunkturzyklus", sehr ähnlich entwickelt. Herausgearbeitet wird, dass "die kurz- und langfristigen Zinssätze in den USA die entsprechenden Zinsen in anderen Ländern beträchtlich beeinflussen". Als Rückschluss bleibt, dass eine Zinswende in den USA vermutlich zu weltweit steigenden Zinsen führt, auch wenn Notenbanken wie die EZB an der Nullzinspolitik festhalten.