Roboter Baxter soll Blinden helfen

Sehbehinderte setzen oft auf die Hilfe von Blindenhunden. Ein Roboter könnte in einigen Jahren genauer arbeiten, glauben Forscher.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Mark Harris

Sehbehinderte setzen oft auf die Hilfe von Blindenhunden. Ein Roboter könnte in einigen Jahren genauer arbeiten, glauben Forscher.

Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen nutzen häufig Blindenhunde, die ihnen dabei helfen, Hindernisse im Alltag zu vermeiden und sich im Straßenverkehr zurechtzufinden. Doch selbst der schlaueste Assistenzvierbeiner kann nicht zwischen ähnlich aussehenden Geldscheinen unterscheiden, einen Busfahrplan lesen oder seinen Besitzer durch eine neue Stadt navigieren. Forscher an der Carnegie Mellon University wollen nun Robotern beibringen, diese und ähnliche Aufgaben zu übernehmen.

"Ein Teil unseres Jobs ist es, die Zukunft zu erfinden", sagt M. Bernardine Dias, Professorin am Robotics Institute der Hochschule. "Wir stellen uns Roboter vor, die ein Teil der Gesellschaft in smarten Städten sind – und damit sicherstellen, dass Menschen mit Sehbehinderung oder anderen Handicaps nicht ausgeschlossen werden."

Dias und ihr Kollege Aaron Steinfeld arbeiten dazu mit dem bekannten Forschungs- und Industrieroboter Baxter von Rethink Robotics. Er soll lernen, mit blinden und teilweise sehbehinderten Menschen zu arbeiten. Das sei grundsätzlich ein Henne-und-Ei-Problem, meint Dias: "Wenn man nie zuvor mit einem Roboter interagiert hat und man sich das auch gar nicht vorstellen kann, findet man schwer eine Antwort auf die Frage, was man mit ihm anfangen soll."

In Gesprächen mit Sehbehindertenorganisationen in Pittsburgh kamen Dias und Steinfeld zu dem Schluss, dass ein Assistenzroboter an einem Informationsschalter eines großen Nahverkehrszentrums eine erste umsetzbare Idee sein könnte. Baxter soll bei visuellen und physischen Aufgaben helfen, wenn ein menschlicher Mitarbeiter nicht vor Ort sein kann oder zu beschäftigt ist.

Die Forschungsarbeit des Robotics Institute wurde von der National Science Foundation gefördert und läuft bereits im zweiten Jahr. Die Wissenschaftler erlebten bereits einige Überraschungen. "Sehende sind sehr zurückhaltend, wenn sie einen fingerfertigen humanoiden Roboter zum ersten Mal erleben." Blinde hätten wesentlich weniger Probleme mit der Interaktion. "Sie störten die Kunststofffinger weniger als die eines Menschen", sagt Steinfeld.

Ein Grund dafür, warum die Carnegie-Mellon-Forscher auf Baxter setzen, ist die Tatsache, dass er sehr sicher ist – so kann man sich an ihm beispielsweise nicht quetschen. Der Roboter bremst seine Gelenke ab, bevor es zu einem Unfall kommen kann.

Baxter beginnt die Interaktion mit einer Begrüßung und schaltet sich dann ab, damit ein blinder Mensch seine Form ertasten kann. Ist der Nutzer bereit, erweckt ein verbales Kommando den Roboter wieder zum Leben.

Baxter kann auch schnell neue Aufgaben lernen, indem der Bediener seine Arme bewegt und ihm vormacht, was zu tun ist. "Dies erlaubt eine ganze Welt neuer Möglichkeiten für einen Blinden, dem Roboter zu vermitteln, welche Aufgaben er übernehmen soll", sagt Dias. Das sei zwar derzeit noch Zukunftsmusik, aber sehr spannend.

Dias und Steinfeld wollen den Assistenzroboter nun auch mit einer Smartphone-Navigations-App kombinieren, die sie bereits entwickelt haben. NavPal bietet hörbare "Brotkrumen", um sehbehinderte Fußgänger über Gefahren wie Schlaglöcher oder Baustellen zu informieren. Später wollen die Forscher auch mobile Roboter einsetzen, die Blinde dann wie einen Blindenhund führen. "Damit werden wir vermutlich im nächsten Jahr beginnen", sagt Steinfeld. Ziel sei es, sehbehinderte Menschen nicht mehr allein zu lassen. (bsc)